Lehrer kritisiert Charakter bzw das Wesen einer Schülerin

Hallo zusammen,

mich beschäftigt seit Tagen eine Situation. Meine Cousine ist in der 6. Klasse. Er war schon immer ein stilles Mädchen. Wirkt sehr ernst auf Andere. Ist aber ein sehr glückliches, kreatives Kind was keinesfalls unglücklich ist. Nur halt momentan mitten in der Pubertät. Sie zeigt ihre Gefühle nur ihr vertrauten Personen bzw dann, wenn sie sich wohl fühlt.

Generell wurde seitens der Lehrer öfters mal gesagt, dass sie immer so ernst wirkt. Sie dachten dann, dass sie vielleicht unglücklich ist. Nach Gesprächen mit ihrem Vater wurde aber deutlich gemacht, dass dem nicht so ist, sie immer etwas still ist, aber nicht darunter leidet. Worunter sie dann eher leidet, dass sie für ihre Art kritisiert wird. Sie macht sehr wohl am Unterricht mit.

Nun war es so, dass ein Lehrer mit ihr wegen einer mündlichen Note gesprochen hat. Meine Cousine beteiligt sich am Unterricht. Es ist nicht so, dass sie nicht aktiv teilnimmt, oder nicht aufzeigt usw. Sie meinte aber schon zu ihrem Vater, dass sie sich bei diesem Lehrer meldet und er sie nicht dran nimmt. Meldet sie sich nicht, nimmt er sie dran. Das hat sie ihm wohl auch so gesagt, also dem Lehrer. Daraufhin meinte er dann wohl zu ihr, dass sie ja auch immer so ernst wirkt und so still wäre. Aber darf dies eine Mitarbeitsnote beeinflussen? Die Klasse ist generell sehr laut. Es sind einige Störenfriede darunter und diese bekommen immens viel Aufmerksamtkeit. Eine stille, introvierte, aber mitmachende Schülerin wird dann aber dafür kritisiert und es als anscheinend Miteinspiel der Note zählt? Dieser Notensprung umfasst zum ersten Halbjahr, bei einer anderen Lehrer einen Notensprung von zwei Noten.

Mein Bruder möchte gerne mit der Lehrkraft sprechen. Gar nicht anklagend, aber schon mal erzählt bekommen, woran jetzt diese Note gewählt wurde. Darf eine Lehrkraft den Charakter eines Schülers so in den Vordergrund stellen bzw in die Benotung mit einspielen lassen?

Ich war als Kind ähnlich und mich beschäftigt das heute nicht. Ich habe mich immer nicht gut genug gefühlt und finde das extrem schlimm.

Bearbeitet von BellaX
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Ich sehe da jetzt keinen zusammenhang zwischen der Benotung und der Aussage.

Wenn SuS sich melden, dann machen sie das doch, weil sie die Antwort wissen. Die Lehrer wissen, was deine Cousine auf dem Kasten hat. Von daher ist doch viel spannender sie auch mal dranzunehmen, wenn sie sich nicht meldet.

Meien Tichetr ist auch extrem still im Unterricht, meldet sich nur wenn sie Antwort 100%ig weiß. Kommt dann nicht dran, weil die Lehrer sie ja kennen. Indem sie sie einfach so dran nehmen geben sie ihr die Chance, sich einzubringen , auch wenn sie bei der Anwtort noch etwas unsicher ist. Sie locken sie aus der Reserve, eben weil sie wissen, das sie viel mehr drauf hat.

Die mündliche Note besteht eben nicht nur aus der Anzahl der Handhebungen im Unterricht. Und eigentlich müsste dein Bruder das auch wissen.

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Sie meinte, nachdem sie ihm gesagt hat, dass sie es unfair findet, dass er sie eben nur dran nimmt, wenn sie sich nicht meldet und sie nicht versteht, warum nie, wenn sie sich meldet, dass er da gar nicht darauf eingegangen ist. Sondern danach so komisch war und dann eben auch meinte, sie wäre so still und ernst. Aber sie würde sich ja beteiligen, aber er gibt ihr ja gar keine Chance. Sie hat es eben so empfunden, als würde ihr Charakter in die Note mit einfließen. So kann da schon forsch sein, wenn sie was stört. Vielleicht wurde das seinerseits persönlich genommen.

Natürlich klären das ihre Eltern mit der Lehrkraft. Sie sprechen es ganz normal an. Da wird ja keiner für an den Pranger gestellt.
Test und Klausuren sind immer gut. Ich finde es halt schade, dass die Quantität des Aufzeigens teilweise bewertet wird und eben nicht die Qualität und 70% der Note darauf basieren. Aber so ist wohl eben das Schulsystem. Alle müssen gleich benotet werden, Individualität gibts da nicht.

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Naja, dann ist es ja erstmal eine Vermutung deiner Nichte. Ich würde dem Vater raten, sich die Notengebung erläutern lassen. Das ist ja ein ganz legitimes Interesse. Dann wird es sich aufklären.

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Hallo!
Ich weiß nicht, ob ich das jetzt überlesen habe, aber woran machst du denn fest, dass der Eindruck, sie wirke ernst, nachteilig eingeflossen ist? Für mich liest es sich erstmal so, als mache sich der Lehrer Sorgen um ihren Gemütszustand.

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Sie meinte, nachdem sie ihm gesagt hat, dass sie es unfair findet, dass er sie eben nur dran nimmt, wenn sie sich nicht meldet und sie nicht versteht, warum nie, wenn sie sich meldet, dass er da gar nicht darauf eingegangen ist. Sondern danach so komisch war und dann eben auch meinte, sie wäre so still und ernst. Aber sie würde sich ja beteiligen, aber er gibt ihr ja gar keine Chance. Sie hat es eben so empfunden, als würde ihr Charakter in die Note mit einfließen. So kann da schon forsch sein, wenn sie was stört. Vielleicht wurde das seinerseits persönlich genommen.

Natürlich klären das ihre Eltern mit der Lehrkraft. Sie sprechen es ganz normal an. Da wird ja keiner für an den Pranger gestellt.
Test und Klausuren sind immer gut. Ich finde es halt schade, dass die Quantität des Aufzeigens teilweise bewertet wird und eben nicht die Qualität und 70% der Note darauf basieren. Aber so ist wohl eben das Schulsystem. Alle müssen gleich benotet werden, Individualität gibt's da nicht.

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Lehrer schauen auf die Schüler und fragen auch nach, ob alles in Ordnung ist. Gerade bei stillen, zurückhaltenden Kindern passiert das öfter als bei den Klassenclowns. Vielleicht nimmst du die Worte des Lehrers aber zu persönlich. Es ist Sache der Eltern das mit dem Lehrer zu klären und wenn der Lehrer von den Eltern die Rückmeldung bekommt, dass die Tochter eben so ist, ist das okay. Ich bezweifel, dass das Kritik ist.

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Ich bin keine Lehrerin aber nach meiner Erfahrung ist 'mündliche Mitarbeit' mehr als sich zu melden wenn etwas (ab)gefragt wird. In die mündliche Mitarbeit fliesst die Beteiligung eines Schülers / einer Schülerin am Unterricht ein. Beteiligt er / sie sich an Diskussionen, bringt er / sie sich ein, ist er / sie ein aktiver Teil von z.B. Gruppenarbeit. In der weiterführenden Schule werden solche 'Skills' eben auch geschult und dann auch erwartet, weil sie einfach auch wichtig sind im späteren Berufsleben. Es geht nicht darum, besonders laut oder extrovertiert zu sein, sondern darum sich aktiv am Unterricht zu beteiligen.

Überleg' doch mal, wenn Du in Deinem Job in Meetings sitzt. Da gibt es die lauten, die jede Menge Unsinn erzählen, der keinen weiter bringt, die Stillen bei denen Du nicht weisst, ob sie geistig überhaupt anwesend sind und dann gibt es die Konstruktiven, die sich bemühen durch ihre Beiträge zu einer guten Lösung zu kommen, die ihre Standpunkte vertreten und begründen können.

Grüsse
BiDi

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Aber es ist doch nicht jeder Mensch gleich. Es gibt auch Berufe, wo solche "skills" nicht im Vordergrund stehen. Ausserdem sind es immer noch Kinder, zudem mitten in der Pubertät. Diese entwickeln sich. Und wie erwähnt, arbeitet sie mit. Aktiv.

Für sie war es eben so, als würde ihr Charakter bewertet und ich finde das einfach nicht richtig.

Bearbeitet von BellaX
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Es gibt auch Berufe, in denen Du kein Bio brauchst und trotzdem musst Du es lernen.
Ich lese nirgendwo aus Deinem Ausgangsthread Kritik am Charakter Deiner Nichte heraus und ich habe doch versucht zu erklären, das aktive Mitarbeit mehr ist, als sich mal zu melden.

Grüsse
BiDi

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Ein Erklärungsversuch:
Vielleicht sieht deine Cousine es als aktive Mitarbeit, wenn sie sich ein paarmal meldet, wenn sie etwas weiß.
Auf den Lehrer wirkt es aber vielleicht so, dass sie sich zwar ab und zu mal meldet, wenn sie Lust dazu hat, ansonsten aber sehr abwesend und still wirkt.
Dazu passt vielleicht auch ins Bild, dass sie direkt Contra gibt, wenn sie sich mal unfreiwillig beteiligen soll.
Vielleicht ist also das das Problem und nicht, dass deine Cousine einfach ein ruhigerer Mensch ist.

Man kann ruhig sein und trotzdem interessiert und aufgeweckt wirken. Man kann aber auch ruhig sein und dabei eher gelangweilt, abwesend und desinteressiert wirken, so als wäre man gar nicht wirklich anwesend.
Vielleicht kommt daher auch der Gedanke, dass deine Cousine etwas Ernstes beschäftigen könnte, weswegen sie im Unterricht nicht gut aufpassen kann.

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Ich gehe stark davon aus, dass der Lehrer sie deswegen dran nimmt, weil sie eben nicht gestreckt hat. Mache ich als Lehrer manchmal auch so. Und ja, es fällt natürlich auf, wenn ein Kind besondere Charakterzüge hat (Lacht, schaut ernst, traurig, zappelt herum, der Klassenclown oder der Schlägertyp), aber deswegen nimmt man das Kind nicht dran. Man will ja lediglich sehen in wie weit der Stoff beim einzelnen Schüler angekommen ist und letztendlich kann man auch nur das benoten. Wenn ein Lehrer in seiner Klasse nur die deutschen Schüler dran nehmen würde, wäre er dann Rassist?

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"Sie meinte aber schon zu ihrem Vater, dass sie sich bei diesem Lehrer meldet und er sie nicht dran nimmt."

Das erzählt ungefähr jeder Schüler, der eine nicht so gute Mitarbeitsnote hat.



"Darf eine Lehrkraft den Charakter eines Schülers so in den Vordergrund stellen bzw in die Benotung mit einspielen lassen?"

Das hat nichts mit dem Charakter zu tun, sondern die mündliche Beteiligung ist durchaus relevant bei der Benotung.

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Kinder, die nicht der "Norm" entsprechenden haben es immer schwerer, egal in welche Richtung sehr redselig, sehr ruhig......

Und, das bleibt so. Mit ihrer Art wird sie immer anecken, andere Menschen werden es immer irgendwie "merkwürdig" finden, etwas "schlimmes" vermuten etc.
Ja, der Lehrer handelt nicht korrekt und da das Gespräch zu suchen ist richtig, aber...

Viel mehr würde es deiner Cousine helfen ihr zu verdeutlichen, dass sie, so ist, wie sie ist, immer mit solchen Angriffen rechnen muss. Und sie dahingehend stärken.
Das ist eine Gradwanderung, mir schon klar und das Fehlverhalten liegt bei den anderen und trotzdem geht sie leichter durchs Leben, wenn sie gewappnet ist.
Nur so, als Denkidee.

Aktuell haben wir auch ein gaaaaanz ruhiges,introvertiertes, unglücklich wirkendes Mädchen an unserer Schule. Jede Lehrerin, die das Kind noch nicht kennt und dann in Vertretung in diese Klasse geht, fragt sofort nach diesem Kind. Jeder denkt, sie ist hochgradig suizidal.😳 Aber auch da, Neee, das Kind ist so. Aber die Vertretungslehrer reagieren ja erstmal auf diese Art. Und auch da reagiert jeder Mensch anders, verstehst du, wie ich es meine ?
Die meisten Lehrerinnen reagieren mit erhöhter Aufmerksamkeit und rate mal, was das Mädchen auf keinen Fall möchte????

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Es wurden hier schon viele gute Antworten gegeben. Ich kenne mich nicht wirklich damit aus, was alles in die mündliche Note mit einfließt, ich selbst habe mich als Kind/Jugendliche so gut wie nie gemeldet und wenn überhaupt mal, dann nur, wenn ich mir ganz sicher war. Ich hatte immer Angst etwas falsches zu sagen. Zumindest war ich schriftlich dafür oft sehr gut, auch wenn mir das am Ende nicht viel gebracht hat, da ich zu viele Probleme hatte, um wie geplant die Realschule abzuschließen.

Ich denke aber auch, dass der Lehrer sich vielleicht Gedanken um deine Nichte macht. Ich war ja selbst sehr ruhig in der Schule und mir ging es überhaupt nicht gut, ich hatte schon sehr früh Depressionen und Probleme sowohl zuhause, als auch mit Mitschüler. Es wäre sicher nicht schlecht gewesen, wenn mal jemand danach geschaut hätte, wieso ich so ruhig bin oder oft nicht zur Schule kam.

Ich selbst brach dann das erste Jahr (10. Klasse) meiner 2 jährigen Berufsfachschule ab, indem ich nach eines Suizidversuches in eine Klinik musste. Nachdem ich etwas später noch mal 6 Monate in einer zweiten Psychiatrie musste, versuchte ich das Jahr zu wiederholen, aber ich war nicht in der Lage dazu. Zuvor war ich ja schon versetzt worden, aber das zählte halt nicht mehr und meine Probleme waren meine extremen Minderwertigkeitsgegühle, nicht der Schulstoff. Du sagst ja, dass deine Nichte durchaus glücklich ist, nur eben vom Typ her ruhiger. Ich hoffe das stimmt wirklich und dass sie mit sich und ihrem Charakter zufrieden ist, denn das ist das wichtigste!