Wie mit neugierigen Fragen im allgemeinen und speziellen umgehen?

Hallo ihr lieben
Hätte gerne eure Meinung zu einem Thema das mich immer wieder beschäftigt. Wir haben eine Tochter mit 3,5a aus einer ICSI. Bisher 8 TFs fürs Geschwisterkind negativ, aber darum soll es in diesem Post nicht gehen.
Seit unsere Maus 2a ist werde ich belauert wann endlich das zweite kommt. Mal mehr mal weniger. Besonders unangenehm ist meine Schwägerin, die ich etwa einmal im Quartal sehe und die ausnahmslos jedes Mal fragt ob ich schwanger bin oder wann es endlich wieder soweit ist. Sie weiß nichts von unserem schwierig weg. In 4 Wochen steht eine Familienfeier an. Es werden zwei hochschwangere anwesend sein und besagte Schwägerin mit ihren zwei Töchtern (1&2 Jahre alt - wir haben den Verdacht dass es da auch nicht ganz so einfach war, wissen aber nichts konkret).
Ich habe jetzt schon Angst vor dieser Feier und überlege abzusagen. Wie soll ich mich verhalten? Wie verhaltet ihr euch im allgemeinen wenn ihr neugierig beäugt oder indiskret gefragt werdet? Inwieweit meidet ihr solche Situationen? An Weihnachten werden beide Schwangere entbunden haben, da stellt sich die Frage dann wieder

Danke für eure Meinungen

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Radikale Offenheit!

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Genau so! Ohne Ehrlichkeit wird sich nie etwas an dieser unangebrachten und unverfrorenen Neugier anderer ändern.

Man kann es ja auch so formulieren, dass man sich nicht gleich „outet“:
„Hör zu Helga, es gibt genau drei Möglichkeiten: entweder ich möchte gar nicht mehr schwanger werden oder ich möchte gerne, aber es klappt leider nicht, oder ich war schwanger und habe es leider verloren. In 2 von 3 Möglichkeiten ist deine Fragerei wie ein Stich in mein Herz. Aber in allen drei Fällen ist die Fragerei unangebracht und ich fände es toll, wenn du einfach akzeptieren könntest, dass ich dir Bescheid gebe, sollte es soweit sein.“

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Genau!

Diese Fragen sind meistens auch nicht böse gemeint, aber nur durch ehrliche Antworten wird das Gegenüber merken, dass sie unangebracht sein können.

Und wenn wir nicht möchten, dass Kiwu-Behandlungen und FG tabuisiert werden, müssen wir auch selbst etwas dafür tun.

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Ich hatte jahrelang einen unerfüllten Kinderwunsch nach mehreren Fehlgeburten und habe nach außen den Kinderwunsch immer verneint und betont damit abgeschlossen zu haben. Als ich dann schwanger war hat mir das keiner vorgehalten.
Andere Frauen in meinem Umfeld haben es überwiegend ähnlich gehalten. Nur diejenigen ohne Vorgeschichte und bei schneller und unkomplizierter erster Schwangerschaft haben den Wunsch nach einem zweiten Kind ganz naiv geäußert.

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Wie luthien rät war meine Vorgeschichte aber bekannt und ich habe sie auch immer wieder erwähnt. Mit dem Wissen war so manch ein Fragesteller doch unangenehm berührt.

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Ich bin immer offen mit meinen FG und meinen Behandlungen umgegangen.

Die einzigen beiden Menschen, von denen ich dazu blöde Reaktionen gehört habe, waren ausgerechnet meine Eltern, ansonsten habe ich nur Verständnis und Mitgefühl bekommen.

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Würd sagen dass das Leben kein Wunschkonzert ist.
Da haben mich die Leute dann immer in Ruhe gelassen.

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Ich hab auch immer sowas wie "man kriegt nicht immer das was man gerne möchte", danach war eigentlich immer Ruhe.

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Hi 🙋🏼‍♀️ ich hab 2Jahre geschwiegen, es wusste nicht mal meine Freundinnen. Seitdem wir in einer Kiwu Klinik sind weiß es die Familie und enge Freundinnen. Seither keine Blöden Fragen oder Aussagen, jeder wartet - ob wir etwas zu dem Thema sagen oder eben nicht und für jeden ist es fine. 😊 Meine Arbeitskolleginnen werd ich es nicht sagen, da ich als Vorgesetzte einfach Abstand wahren möchte.

Lg

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Ich wusste selbst nicht vor meinem zweiten Kinderwunsch, dass normale Leute Schwierigkeiten beim Schwangerwerden haben können. Unser Sohn war ein Schuss ein Treffer.
Und das wird uns ja auch von der Gesellschaft vermittelt: Kinder passieren, hupsala, da haben wir wohl einmal die Pille vergessen, hups, hahaahahahahaha.

Also rein theoretisch war mir als jemandem, der ungeplant einfach so schwanger wurde klar, dass es theoretisch Leute gibt, die damit Schwierigkeiten haben. So ganz komische, 130kg Frauen die mindestens 55 sind und der Partner 110. Oder mit 65 in einer Befruchtungsklinik sich Vierlinge einsetzen lassen.
So ganz reale Menschen aus meinem Umfeld betraf das jedenfalls nichts - die wurden auch alle ungeplant mit Hupsala-Babys schwanger oder zumindest direkt im allerersten Übungszyklus. Ob das wirklich bei allen Paaren aus meinem Umfeld so war oder sie es alle nur so darstellten, weiß ich nicht.
Dementsprechend hatte ich extreme Selbstzweifel, als es nicht klappte. Und ich hatte mich soooo auf die Übungszeit gefreut. Das wird die schönste Zeit meines Lebens! Wir erzählten allen das wir nun Kind 2 planen, wir hatten jeden Tag Sex, malten uns unser zweites Baby als genau perfekt wie unseren Sohn aus. Als der erste Test negativ war, KONNTE das nicht sein. Konnte einfach nicht. Es werden doch alle direkt schwanger! (Und im Regelfall wird man auch nach maximal 3-6 Schwanger).

Wir gehen sehr offen mit unserer Unfruchtbarkeit um. Ich merke, dass das Thema vielen Menschen unangenehm ist. Entweder auf die eine Art, weil es Wunden aufreist, oder auf die andere, weil es nicht nachvollziehbar ist, wenn man so einen Horror nicht selbst erlebt hat.

Ich kann deswegen inzwischen leider beide Seiten gut verstehen. Die Menschen meinen es nicht böse, sie verstehen es einfach wirklich nicht. Teilweise ist es auch mit Emphatie schwer zu verstehen, was genau das bedeutet, wenn man selbst den Partner nur einmal anschauen musste.

ABER Verletzlichkeit macht dich erst angreifbar. Ich würde immer die Offenheit wählen. Wenn die Cousine eure Probleme kennt, würde sie vermutlich anders reagieren. Und du "schämst" dich für ein Geheimnis, was weder zum Schämen ist noch ein Geheimnis sein sollte.

Bei der nächsten Kinderfrage würde ich ganz klar sagen so wie es ist "Marie ist nach mehreren künstlichen Berfruchtungen entstanden. Wir hätten gerne ein zweites Kind, leider waren bisher alle Versuche erfolglos. Das ist für uns eine belastende Situation. Wenn wir Erfolg haben sollten und ich schwanger bin, sage ich Bescheid."
Meiner Erfahrung nach sind nach so eine freundlichen bestimmten Ansage erstens die Leute vieeeel empatischer und zweitens haben sich daraus schon viele gute Gespräche ergeben wenn rauskam, dass es bei anderen dann plötzlich doch nicht mehr so einfach war wie dargestellt ;-) und außerdem enttaubisiert man das Thema bei denen, die damit noch keine Berührungspunkte hatten.

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Ich bin da ganz bei den anderen.
Aber mach es, wie du dich wohler fühlst. Du kennst eure Familie am Besten.
Wenn du dich mit einer Lüge a la: Wir sind uns nicht sicher, ob wir in der heutigen Zeit noch weitere Kinder in die Welt setzen wollen. besser fühlst, dann mach das.
Leute, die so dreist Fragen stellen und eure Privatsphäre nicht würdigen, haben nicht unbedingt die Wahrheit verdient.

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Guten Morgen 🌞

Über 2 Jahre haben wir es auch niemanden erzählt. Dann haben wir es den engsten Freunden und einigen Familienmitgliedern gesagt.

Asl wir dann letztes Jahr ganz kurzfristig für die Kiwu geheiratet haben Stand das Gerücht im Raum, dass ich schwanger bin und ab da an war ich schonungslos ehrlich. Seitdem werde ich zumindest nicht mehr gefragt, ob ich schwanger bin oder denn gar keine Kinder möchte.
Aber dafür durfte ich mir andere Sachen anhören. Ich war ja schwerst adipös und für alle lag die Schuld nur an meinem Gewicht. Das das SG meines Mannes auch nicht prall ist, interessiert keinen. Sprüche wie "Wo du jetzt so viel abgenommen hast, klappt das schon" beantworte i h nur noch mit " Du bist Arzt? Wusste ich noch gar nicht "

Andererseits haben auch ganz viele mit Mitgefühl reagiert und auch deren zT langen Weg bis zum Kind erzählt.

Mir geht viel besser damit, dass die Leute es wissen und ich dieses Geheimnis nicht mehr für mich bewahren muss.

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Unsere engsten Familienmitglieder wussten von Anfang an Bescheid. Bei allen anderen kam meine Standardantwort war "Kein Sex vor der Ehe". 😄 Wir wurden dann immer mit großen Augen angesehen und es ratterte in deren Köpfen, ob wir das ernst meinen oder nicht. Zumindest war dann Ruhe bis zum nächsten Mal. Als ich dann die 2. ELSS hatte und danach keine Eileiter mehr hab ich mit offenen Karten gespielt. Ich hab mich etwas geärgert, dass ich es nicht eher getan habe, weil jeder hatte Verständnis und die Fragerei hörte auch auf. Es nimmt einen selber auch etwas den Druck und schraubt die Erwartungshaltung von anderen runter finde ich.

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Vielen Dank für die vielen Meinungen und antworten. Interessant dass fast alle dasselbe sagen. Aber radikale Offenheit ist nicht mein Weg. Da bin ich sehr sicher. Ich hatte eine MA und musste gezwungenermaßen in der Arbeit offen damit umgehen, ich hab das Mitleid der Kollegen kaum ertragen können. Auch bin ich nicht sicher ob von Schwägerins Seite nicht sogar Häme oder Genugtuung kommen wurde, sie kommt mir oft neidisch vor in Bezug auf andere Dinge. Es ist auch nicht so dass ich Scham empfinde in Anbetracht unserer Situation, ich finde es einfach wahnsinnig privat. Ich will nicht dass jeder Bescheid weiß wie es bei uns aussieht, ich finde es geht einfach niemanden was an, es wissen nur die aller engsten und das soll auch so bleiben. Vermutlich werde ich irgendeine Ausrede bringen wie immer und das Thema wechseln. Aber es wird wie immer eine Qual :(

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Ich kann dich da voll verstehen. Ich finde die Aussagen von allen hier echt gut und auch, dass sie so mutig sind. Weil ein schwerer Kiwu-weg ist leider in der Gesellschaft ein Tabu Thema und es ist gut, wenn es Frauen gibt die da ehrlich sind. Allerdings war der Weg auch nichts für uns. Meine Ausreden waren erstmal Haus, dann Heirat und dann mal Zweisamkeit usw… Meine Diagnosen können vermutlich wenige verstehen (selbst ältere Frauen). Ich habe es mal meiner Freundin anvertraut, dass ich in den vorzeitigen Wechseljahren bin. Mit Mitte 20. Ich habe gemerkt, dass sie Mitgefühl hatte, aber es nicht verstehen konnte wie und warum. Also ich ja auch nicht. 😅🤣 Aber es war eine andere Sicht von ihr. Ich bereue es soso sehr. Also es wussten nur die engsten. Und ja… Irgendwann gingen Gerüchte rum, dass ich unfruchtbar bin und Schwierigkeiten habe. Entweder haben die (wüsste nicht wie es dahin kam) sich was „ausgedacht“ weil sie eben das von uns erwarten oder jemand hat geredet (aber wer sollte den Kontakt haben?). Egal. Aufjedenfall habe ich bereut so naiv zu sein und es anvertraut zu haben. Nun bin ich mit Hilfe einer Eizellenspende schwanger. Die Ängste sind da, dass irgendwas rauskommt. Aber ich will die Kleine schützen und es anonym halten (aber das sieht auch jeder anders). Ich glaube das viele den Weg nicht verstehen können und ich will nicht, dass die Kleine im Kindergarten oder in der Schule Probleme bekommt. Jetzt bin ich ein bisschen abgeschweift… Aber du siehst… Es zieht sich wie ein roter Faden durch. Ich bereue es Freunden gesagt zu haben, weil da nun die Angst ist… Ob sie was sagen wo ich doch jetzt schwanger bin… Die Diagnose ist ja immernoch da…. Und ich habe lange gebraucht mich wieder fraulich zu fühlen. Ich denke oben die Ausreden hast du bestimmt auch schon irgendwann genutzt. Es ist schwer damit klarzukommen. Aber gut, dass du dich vorbereitest. Da fühlt man sich sicherer.

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Hallo, ich verstehe dich da sehr gut.
In der Arbeit habe ich alle Kollegen wegen meines Jobwechselns zusammengetrommelt. Ich habe die etwas ungünstige Formulierung „Ich habe etwas zu verkünden“ gewählt. Ein Kollege, den ich eigentlich mag, fragte mich ganz plump, ob ich schwanger sei. Ich habe batch Nein gesagt. Die Rektionen auf meinen anstehenden Jobwechsel haben das Thema schnell gewechselt.
Am nächsten Tag bin ich zu diesem Kollegen und habe ihm gesagt, dass die Frage unangebracht ist. Und ihm den Rat gegeben, dass er jungen Frauen diese Frage nicht stellen soll, außer er ist sich zu 100% sicher. Man weiß nämlich nie was dahinter steckt.
Es war zwar unangenehm, aber ich bin froh, dass ich ihn drauf angesprochen habe. Und wird manch einer zukünftigen Kollegin was nützen 🙂
Ich habe meinen Eltern und ein paar Freunden davon erzählt. Bei manchen Leuten fühlt man sich einfach wohl und bei anderen nicht. Sofern in der Familie ein paar „Verbündete“ dabei sind, die einen vor Neugierigkeiten schützen können, würde ich zur Familienfeier gehen. Wenn Jemand anders „Lass sie in Ruhe“ oder „Kümmere dich um deinen eigenen Bauch“ antwortet, ist es noch deutlicher wie unangebracht die Frage ist.
Liebe Grüße
Naseweis