Wie seid ihr mit der Frühgeburt umgegangen?

Hallo Zusammen,

Unser Sohn kam vor 6 Wochen in der 33.SSW zur Welt nachdem ich in der 29.SSW einen Blasensprung hatte und seither im Krankenhaus lag. Es geht ihm sehr gut und er hatte nie große Probleme, wir mussten 4 Wochen im Krankenhaus bleiben, vor einer Woche musste er nochmals ins Krankenhaus für eine kleine OP die aber nicht im Zusammenhang mit seiner Frühgeburt steht. Er war ein absolutes Wunschkind, die Schwangerschaft war für mich aber die Hölle. Ich hatte schwere Schwangerschaftsdepressionen die mein Arzt immer achselzuckend abgetan hat. Auch die Zeit nach der Geburt auf Kinderintensiv uns Normalstation war, wie ihr sicher wisst, nicht einfach. Nächste Woche wäre mein eigentlicher ET. Obwohl ich die Schwangerschaft überhaupt nicht schön fand kämpfe ich mit dem Gefühl, dass mir und meinem Sohn etwas genommen wurde. Ich hatte keinen Mutterschutz, konnte weder mich noch die Wohnung auf das Baby vorbereiten, konnte keine letzten Wochen als Paar mit meinem Mann genießen, durfte nicht mit meinem Kind nach der Geburt kuscheln, hatte keine überschäumenden Glücksgefühle nach der Geburt, durfte nicht 3 Tage nach der Geburt mein Kind im MaxiCosi stolz nach Hause bringen... Die Liste lässt sich lange fortführen. Von meinem Geburtsvorbereitungskurs gibt es eine WhatsApp-Gruppe, die Mädels stehen kurz vor der Geburt und ich bekomme nun hautnah mit wie es eigentlich hätte laufen können und es macht mich zunehmend fertig. Wie seid ihr mit diesem Gefühl umgegangen, dass euch etwas "genommen" wurde und dass eben nicht alles "normal" verlief?

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Puhhhh..mein Frühchen ist mittlerweile 14 Jahre

Sie kam in der 34. Ssw und war bloß 10 Tage in der Klinik

Wie ging es mir ?!?! Ich habe mit ,als sie nicht trinken wollte,einfach nur furchtbar sorgen gemacht .alles andere war mir eigentlich total egal.
Als sie dann anfing zu trinken ,ab da war für mich alles ok.
Wir haben ganz ganz viel gekuschelt und ich war den ganzen Tag da (konnte dort auf Station bleiben )
Habe mich komplett allein um sie gekümmert (wurde dann immer angerufen )...und ich bin dann einfach nach 10 Tagen stolz mit Maxi Cosi Hein gegangen,statt nach 3.

Hatte zum Glück ein Einzelzimmer,so brauchte ich keine anderen Babys "ertragen".

Alles im allem...war ich einfach nur froh,dass es ihr gut ging.alles andere war mir ziemlich egal.

Aber ich denke auch,jeder geht da auch anders mit um...man kann Gefühle absolut nicht vergleichen .

Evt suchst du dir Hilfe ? Um alles aufzuarbeiten ,damit du es annehmen kannst ?

Alles gute euch 💗

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Liebe Schnurzelburzel,

Ich fühle mit dir und kann so gut verstehen, was du durchmachen musst. Mir ging bzw. Geht es ähnlich.

Meine erste Schwangerschaft war so lange herbeigesehnt. Nicht, weil es so lange nicht geklappt hat, sondern weil die äußeren Faktoren irgendwie nie so richtig gepasst haben. Ich war mit Zwillingen schwanger und konnte wahrlich nicht glücklicher sein. Ich habe mir eine natürliche Geburt gewünscht, wollte bis zum Ende des 6. Monats alles fertig haben, damit ich die letzten Wochen noch schön mit Partner und Hund genießen konnte, mal wegfahren mit Freunden, etc.
Gegen die 16. Ssw war ich jede Woche beim Diagnostiker wegen Verdacht auf ffts. Ab der 25. Ssw im Krankenhaus, 28+1 wurden die Jungs geholt. Der große kam nach 8 Wochen, der kleine nach 12 Wochen nachhause. Ich war durchweg optimistisch, aber die Angst war durchweg präsent, mal mehr, mal weniger stark. Ich hatte zwei Stunden zwischen der Verkündung, dass die beiden geholt werden bis zum Kaiserschnitt. Das waren die wohl heftigsten zwei Stunden seitdem ich denken kann. Ich war unfassbar gerne schwanger. Ich fand mich noch nie schöner, weiblicher. Ich habe die Tritte geliebt, auch wenn meine Organe da anderer Meinung waren.
Die Zeit auf der intensiv und der nachsorge waren sehr hart. Ich habe mir sofort eine Sprechstunde bei der psychosozialen elternberatung geholt und war jede Woche bzw. Jede zweite Woche zum Gespräch dort. Dadurch, dass ich im Jahr zuvor schon in psychologischer Beratung war, fiel es mir nicht schwer, über alles zu sprechen, das Geschehene und mich zu reflektieren und problematische Situationen gut ausloten. Ich habe viel mit meinem Partner gesprochen und hier im forum gepostet.
Die Jungs sind gesund und rückblickend lief alles genau so, wie es sollte. Es war das bestmögliche outcome für alle - ich war schnell wieder fit und zurück bei meinem Mann. Wie konnten die zeit als paar noch intensiver wahrnehmen. Zwar waren die gespräche nicht mehr nur voller vorfreude, sondern auch voller sorgen, ungewissheit und Trauer (mein mann hat schließlich auch die eltzten wochen der achwangerschaft nicht mitbekommen). Wir konnten die wohnung fertig einrichten. Die Jungs wurden bestmöglich versorgt. Ich konnte meine milchmenge so weit steigern, dass ich sie nun vollstillen kann. Es war tatsächlich eine Frage um Leben und Tod.

Nichtsdestotrotz trauere ich um die schönen scheangerschaftsklamotten, die ich nicht tragen konnte. Um das Wochenbett. Um die natürliche Geburt. Um die letzten wehwehchen, über die ich mich nicht beschweren konnte. In unserer Gruppe vom Geburtsvorbereitungskurs ging es mir wie dir. Nachdem ich den grosen das erste mal anlegen konnte, das war so zwei wochen nach der geburt, konnte ich zum ersten mal meinen Bauch anfassen. Er war da schon auf den Pre-Schwangerschafts-zustand zurückgegangen. Ihn anfassen, ohne zu weinen, konnte ich erst so mit einem monat nach der geburt. Schwangere Frauen konnte ich ewig nicht ansehen, bestimmt zwei monate lang. Erst nach etwa sechs Wochen konnte ich die Umstandssachen aus meinem Schrank räumen. Ich habe mir dafür einen ganzen Tag genommen, um zu trauern. Einige habe ich zurückgelegt, andere verkauft.

Zu Weihnachten habe ich uns und den Großeltern ein fotoslbum erstellt, "unser Weg nach Hause", da konnten wir vieles nochmal aufholen und verarbeiten.
Aktuell habe ich noch stark mit der Angst zu kämpfen, wieder schwanger zu werden. Neulich habe ich zum ersten mal wieder meinen Periode bekommen, das macht das ganze nur noch schlimmer.

Es gibt immer Phasen, die mich völlig unerwartet umhauen. Es müssten nicht mal irgendwelche trigger sein, sondern einfach eine unruhige Nacht. Ganz verarbeitet habe ich das gewiss noch nicht und ich werde auch weitere Termine bei der Frühchenberatung machen. Das steht uns zu.
Der Austausch mit gleichgesinnten hat mir unfassbar geholfen, besonders einige hier im forum haben mich in schweren Situationen immer aufbauen können. Letztendlich bin ich dankbar dafür, wie es gelaufen ist, in anbetracht der möglichen Alternative. Emotional ist das trotzdem immernoch schwer.

Ich drücke dich und hoffe, dass du für dich Möglichkeiten findest, das geschehene zu verarbeiten.

Limo mit 💚💛 (6 Monate, korrigiert 3)

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Liebe Schnurzelburzel,

Ich hab mich lange beraubt gefühlt, um die letzten 8 Wochen der Schwangerschaft, überhaupt eine "normale" Schwangerschaft, um die natürliche Geburt, das Wochenbett etc. Mir hat es geholfen darüber zu reden. Auf der Frühchenstation gab es eine psychologische Beratung, die jedoch für mich krankheitsbedingt ausfiel. Sollte so ein Angebot für dich existieren, dann nimm es in Anspruch. Ich war letzte Woche bei einer schwangeren Freundin zu Besuch und die hat mich nach der Geburt der Zwillinge gefragt, da hätte ich fast angefangen zu weinen. Es ist halt immernoch nicht verarbeitet, aber mir hilft wirklich für die Verarbeitung drüber zu sprechen und nicht alles wegzuschieben. Wenn du vorher schon Depressionen hattest, solltest du vllt über professionelle Hilfe nachdenken. Ansonsten kann ich mich auch nur Limos Ausführungen anschließen. Kleine Trauerphasen zulassen und auch das positive herzustellen (Kind ist gesund zu Hause etc.).

Alles Gute#klee!

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Bei mir gibt es zwei Seiten...

Bevor mein zweites Kind kam war ich einfach froh dass alles gut ausgegangen ist und wir gesund sind. Worüber ich traurig war? Das ich keine Babybauchbilder hatte.

Nach der Geburt meines zweiten Kindes (40+4 und voll gestillt) bin ich soooo dankbar über unsere zwei Mäuse und bin traurig dass ich meinen großen Schatz nicht stillen konnte.

Aber alles in allem bin ich einfach nur unheimlich stolz das mein großer mann sich so tapfer durchgeboxt hat🥰

Alles gute euch!❤️

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Hallo,
Ich hab mich später auch nicht gut gefühlt.
Ich hatte nie einen bauch, keine schwangerschaftsklamotten, keine sachen fürs baby-bis auf 2 tragetücher.
Ich kam im winter ins krankenhaus und kam im spätherbst nach hause, und alles war anders als geplant.
Jeder jahrestag wurde gefeiert und betrauert und gedacht "was wäre wenn".
Aber wenn du offen damit umgehst, darüber sprichst und dein gegenüber verständnis zeigt, wird es mit der zeit besser werden.
Sei geduldig mit dir.
Viele Grüße

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Hallo du Liebe
Ich kann dir sagen vergessen wirst du es nie, aber es wird mit der Zeit besser. Bei uns ist es jetzt 28 Monate her und wenn ich hochschwangere sehe bin ich auch noch oft traurig das nie erlebt zu haben, aber dann schau ich meine Maus an und bin froh das sie so ein fröhliches kleines Mädchen ist. Was mir noch geblieben ist, ist eine große Trennungsangst aber da fange ich jetzt eine Therapie an. Ich weiß nicht ob es von der Frühgeburt kommt oder was ich als Kind erlebt habe. Aber wenn du merkst du schaffst es nicht allein dann bitte such dir Hilfe. Ich habe mich auch lange gewehrt da ich dachte das wird schon, aber jetzt wo ich weiß meine Therapie beginnt bald geht es mir besser. Ich wünsche dir Alles gute. LG

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Hallo

Ich hatte nie das Gefühl, dass mir etwas genommen wurde, sondern dass mir etwas gegeben bzw geschenkt wurde.
2x Leben. Das meines Kindes und meines.
Die Situation war sehr kritisch. Ich bin einfach nur dankbar, dass es die Möglichkeit des ks gab. Sonst wären wir beide nicht mehr

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Hallo.
Mein kleiner wird in ein paar Tagen 2.
Aber jetzt wo ich deinen Post lesen, kommt es wieder.
Ich hatte wahnsinnige Angst vor dem et und vor meinen Gefühlen an diesem Tag. Ich hab ihm was sehr niedliches angezogen und den Tag ein kleines bisschen gefeiert um diese schlechten Gefühle zu vermeiden.
Jetzt mit 2 Jahre Abstand kann ich sagen, dass Gefühl etwas verpasst zu haben lässt doch ein bisschen nach und es wird erträglicher, da die kleinen gut auf trapp halten.
Viel reden/schreiben mir andere frühcheneltern hat auch sehr geholfen.
Liebe Grüße

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Hey du,

meine drei kamen viel zu früh (25+5) einer meiner Jungs lebt im Himmel, einer ist bei uns Zuhause und einer seit ueber 4 Monaten in der Klinik, es ist eine Neverending Story.

Nach 3 Monaten auf der ITS kam das erste mal ein Frühchen in der Giraffe hoch, ich hab mir grad die Hände gewaschen und bin einfach in Tränen ausgebrochen. Bis dahin war ich der felsenfesten Überzeugung ich komme echt gut klar^^
Wie soll man damit klarkommen? Ich denke ganz ehrlich, man muss lernen damit zu leben.
Ich hab eine ganz tolle Psychologin, die mich mittlerweile seit ueber 5 Monaten betreut (seit meinem vorzeitigen Blasensprung) Sie gehoert auch zum Nachsorgeteam und hat die Trauerrede von unseren Sohn auf der Beerdigung gehalten. Trotzdem hab ich keine Lust mit ihr darueber zu reden🤷‍♀️

Ich sehe es mittlerweile nicht mehr als weggenommen, sondern als extra Zeit. Was du mit dem Mutterschutz meinst verstehe ich nicht, ich hatte sogar einen verlängerten MuSchu (war aber eh im BV)
Alles vorbereitet habe ich, als meine Jungs im KH waren und ich wusste, dass der erste bald heim kommt (hat 2 Tage gedauert)
Ich denke, du solltest dir professionelle Hilfe suchen, wenn das was für dich ist. Wir koennen nicht ändern wie es gelaufen ist, noch ist es unsere Schuld, das es so gelaufen ist. Ich hab schon lange aufgehört mich selber zu bemitleiden, ich kenn mich mit Depressionen nicht aus, weiß nicht wie diese entstehen, aber ich wollte das aufjedenfall verhindern.
Ich denke der erste Schritt fuer dich waere, aus dieser Whats App Gruppe auszutreten.
Ansonsten solltest du wirklich stolz auf deinen Kämpfer sein und dich versuchen auf die positiven Dinge zu konzentrieren.

Wünsche euch alles Gute🙋‍♀️