Ehemaliger Bewohner will unser Haus besichtigen

Ich hoffe, das Thema ist hier gut aufgehoben:

Wir haben vor 13 Jahren unser Haus gekauft. Ich bin hier im Dorf aufgewachsen, meine Eltern wohnen direkt um die Ecke. Man kennt sich im Dorf untereinander größtenteils flüchtig und grüßt auch, zu unseren Nachbarn haben wir auch ein gutes Verhältnis - kurz: es ist ein angenehmes Wohnen hier.

Jetzt erzählte mir mein Vater gestern, dass der ehemalige Pfarrer ihm gesagt hat, er würde ja noch unser Haus besichtigen kommen, vom Keller bis zum Dach, wäre alles schon besprochen... Ich war sehr überrascht, denn davon weiß ich nichts.

Zur Erklärung muss ich sage, dass er nach dem Krieg als Junge mit seiner Familie zu fünft hier in einem 9m² Zimmer gewohnt hat, das hatte er mir mal erzählt. Und dass sich das Haus sicher sehr verändert hat. Da das Gespräch bestimmt 10 Jahre her ist, weiß ich beim besten Willen nicht mehr, was ich gesagt habe. Aber ich habe mit Sicherheit keine Rundumbesichtigung versprochen!

Inzwischen sind viele Jahre ins Land gegangen. Mein Mann ist seit kurzem in der Kommunalpolitik aktiv und damit wir auch ein Stück weit öffentlich. Ich vermute, dass daher auch das Interesse an unserem Haus kommt, unser Gespräch dem pensioniertem Pfarrer wieder eingefallen ist. Aber ich kann mir das inzwischen nicht mehr vorstellen, selbst wenn ich das vor Jahren nicht rigoros abgelehnt habe. Wir sind auch nicht in der Kirche, ich muss mich also auch daher nicht verpflichtet fühlen. Aber eigentlich ist es schlicht so, es keinen Grund gibt, ihm "vom Keller bis zum Dach" alles zu zeigen. Wir sind nicht befreundet o.ä., und selbst einen Kaffee im Wohnzimmer kann ich mir bei der Vorgeschichte nicht vorstellen.

Hat jemand etwas ähnliches erlebt?
Wie seht ihr die Sache?

Ich mache mir vermutlich wieder viel zu viele Gedanken...

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Meine Großeltern haben auch mal eine Reise zu den Orten ihrer Kindheit gemacht und wurden von den neuen Bewohnern ihrer Kindheitswohnungen sehr freundlich empfangen. Was meinst du denn mit "bei der Vorgeschichte"?

Vom Keller bis zum Dach mag sein Wunsch sein, aber natürlich setzt ihr die Grenzen, was ein quasi Fremder sehen darf und was nicht. Wenn ihr einfach keinen Besuch möchtet, ist das schade, aber natürlich euer Recht.

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Mit Vorgeschichte meinte ich, dass er sich ja quasi selbst eingeladen hat, und das ist ja schlicht frech. Ich hab wirklich lange überlegt, aber selbst wenn ich ihm damals gesagt haben sollte, dass wir mal einen Kaffee trinken können, möchte ich das jetzt nicht mehr. Und es kann auch maximal ums Erdgeschoss gegangen sein, denn dort war besagtes Zimmer.

Wir möchten schon Besuch, aber eben von Leuten, die wir einladen und die sich nicht selbst einladen. Ich fühle mich einfach nicht wohl dabei... Wenn ein Ortsfremder das Haus gekauft hätte, gäbe es die Möglichkeit der Besichtigung ja auch nicht. Ich denke, er setzt das voraus, weil ich hier aufgewachsen bin.

Bearbeitet von Tigerlily
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Ach Quatsch, ein Ortsfremder wäre doch nach 13 Jahren auch nicht mehr ortsfremd.

Warum soll er nicht mal anfragen? Ewig um euch herumzuschleichen und auf eine Einladung zu hoffen ist doch auch nicht besser.

Lade den Mann halt mal ein, zeig ihm einen Teil des Hauses und rede selbst mit ihm (nicht über deinen Vater). Im besten Fall hast du es dann hinter dir und genießt noch ein paar Tage lang ein gut aufgeräumtes Haus ;-)

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Euer Haus, eure Privatsphäre, eure Regeln.

"Nein, das möchten wir nicht."
Fertig.
Ich lasse auch nicht Gott und die Welt durch unser Haus latschen. Es geht niemanden etwas an und wen ich da haben will, den lade ich selber auch ein.

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Selbst wenn du in der Kirche wärst, hätte der ehemalige Pfarrer keinen Freifahrtschein für eine Besichtigung.

Ihr macht was sich für euch richtig anfühlt und mit dem ihr ohne Bauchschmerzen leben könnt. Besucher die ihr nicht aktiv eingeladen habt oder nicht bei euch wollt, bleiben draußen.

Wir sind sehr privat. Absolut niemand außer unseren Kindern darf in unser Schlafzimmer marschieren. Tag der offenen Tür gibt es nicht.
Sag, dass ihr es nicht wollt und das es dir leid tut, das dort offenbar ein Kommunikationsproblem vorgelegen hat und nichts abgesprochen ist. Eine Besichtigung kommt nicht in frage. Fertig.

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Die Kommunikation über deinen Vater finde ich etwas merkwürdig.
Aber wer weiß, welche Bruchstücke von einem jovialen Gespräch zwischen Tür und Angel da jetzt bei dir amgekommen sind - das würde ich nicht auf die Goldwaage legen.

Aber zumindest bist du vorgewarnt, dass dieser "Vor-Bewohner" offenbar noch Interesse hat, euer Haus mal wiederzusehen.

In unserem alten Haus haben wir auch mal eine Hausführung für die Vorbesitzerin gemacht. Sie hat sich sehr gefreut, dass unter dem Dach wieder Kinderzimmer waren und hat uns einige interessante Details erzählt - welche Tiere im Stall gehalten wurden und wie das Haus damals bewohnt wurde.

Was spielt es für eine Rolle, dass der Mann Pfarrer und dein Mann Lokalpolitiker ist?
Wenn Besuch ins Haus kommt, räumt man doch immer auf, oder? Vielleicht mal ein bisschen mehr, wenn man schon weiß, dass man mehr Räume zeigt. Deshalb muss ein Kinderzimmer trotzdem nicht aussehen wie aus dem Ikea-Prospekt - der Pfarrer wird wohl kaum Fotos für die Lokalpresse machen, oder? (Und als Pfarrer war er sicher schon in vielen Privathäusern und kennt viel...).
Und ob ihr den Dachboden, Keller oder das Bad zeigt, könnt ihr immer noch spontan entscheiden, je nach aktuellem Zustand ;-)

LG

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Hallo,

ich verstehe, dass du dich etwas überrumpelt fühlst, aber deine selbst beim Lesen deines Textes sich steigernde Ablehnung kann ich nicht wirklich nachvollziehen.

Wovor hast du denn Angst? Dass ihr als öffentliches Paar ausspioniert werdet? Dass anschließend eingebrochen wird? Dass deine Privatsphäre verletzt wird?

Dein Empfinden in deinen vier Wänden kann dir natürlich keiner vorschreiben, da gibt es kein Richtig oder Falsch.
Aber vielleicht überlegst du wirklich mal, woher diese sehr starke Ablehnung kommt.

Ich bin auch ein sehr privater Mensch, habe nicht mal gern Gäste, außer sehr enge Freunde/Familie. Dennoch würde ich die Vorbesitzer unseres Hauses sicher in UNSER Haus lassen, dann aber wirklich nur die "öffentlichen" Bereiche. Nach einem Kaffee und Keks wäre das Thema für mich erledigt.

Alles Gute und LG
NoName2

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"Aber vielleicht überlegst du wirklich mal, woher diese sehr starke Ablehnung kommt."

Was gibt es da gross zu überlegen? Das ist doch völlig menschlich? #kratz Ich würde auch keinen fremden Leuten in meinem Haus haben wollen, egal aus welchen Gründen.

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"Dass deine Privatsphäre verletzt wird?"

UND? Das ist doch völlig gerechtfertigt, dass sie das befürchtet, und das nicht möchte.

Die TE empfindet deutlich, dass mit diesem sich selbst einladenden Besuch eine Grenze von ihr überschritten wird. Selbst wenn sie vor zig Jahren mal flapsig daher gesagt hat, dass der ehemalige Pfarrer das Zimmer mal sehen könnte, muss sie doch so viele Jahre später nicht gegen ihren Wunsch Besuch bei sich dulden. Zumal jeder weiß, dass es doch nicht bei einem 'Hier, schauen Sie sich das Zimmer an, so jetzt--Tschüß' bleibt, sondern solcher Besuch sehr aufdringlich werden kann!

Wieso reden hier eigentlich so viele der TE ein, dass sie das zulassen müsste, obwohl sie es offensichtlich nicht möchte, dass ein ihr fremder Mann sich über ihren Vater selbst einlädt, nur weil er dort mal gewohnt hat??#kratz Und da der Ehemann der TE in der Lokalpolitik tätig ist, fürchtet sie einfach durch eine Ablehnung ihrerseits, dass sich das negativ rum spricht.
Ich kann diese Bedenken vollkommen verstehen. :-(

Wenn die TE geschrieben hätte, dass die Schwiegermutter sich bei ihr auf diese Weise einlädt, hätte doch ein Großteil von Urbia sofort aufgeschrien, dass das "übergriffig" ist, und Schwiegermonster draußen zu bleiben hat. #augen

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Keine Ahnung vor was du so Panik hast. Als ich in das Haus gehen durfte, in dem ich die ersten 5 Jahre meines Lebens verbracht habe, habe ich mich gefreut.
Ich bin nur im Erdgeschoss gewesen, aber ich habe mich mit der Eigentümerin über unterhalten.
Nein, Kaffee gab es nicht. Warum auch? Ich war dort vielleicht 5 Minuten.

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Ich finde es schade, dass du es so siehst. Ich kenne einige solcher Geschichten von Vertriebenen nach dem Krieg, die viele Jahre später in die Region ihrer Kindheit zurückgekehrt sind und ihr altes Wohnhaus besichtigt haben. Die meisten wurden freundlich empfangen.
Nun ist der Pfarrer zwar kein Vertriebener, aber sein Ansinnen kann ich trotzdem verstehen. Lade ihn kurz ein. Ein Kaffee, Wohnzimmer und das Zimmer, wo sie lebten und das war es. 30 Minuten sind das vielleicht und wenn du ihm keinen Kaffee anbieten willst, vermutlich nur 5.
Er wird schon nicht in alle Räume schauen wollen oder in euer Schlafzimmer, deswegen verstehe ich nicht, wovor du Angst hast.

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Sehr seltsame Story.. Ich denke, du machst dir hier zu viele Gedanken. Ich würde das einfach vergessen. Wenn jemand was von dir will, soll er sich direkt bei dir melden und du sagst dann einfach, dass ihr das nicht möchtet, Fall erledigt.

Frag doch mal noch zur Sicherheit deinen Mann, ob nicht etwa er noch mal den Pfarrer getroffen und ihm etwas versprochen hat von dem du nichts weisst #schwitz

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Ich kenne sehr viele Heimatvertriebenen, die sich ihre früheren Häuser mal angeschaut haben und gerade in Tschechien größtenteils recht nett begrüßt wurden. Niemand wollte in ein Schlafzimmer geführt werden.

Ich weiß jetzt nicht, warum man da so einen Akt draus machen muss. Niemand verlangt, dass Du ihm Deine unaufgeräumten Ecken oder das Schlafzimmer zeigen sollst. Ich würde ihn auf einen Kaffee und sogar ein Stück Kuchen einladen, zusammen mit Deinen Eltern - und fertig. Was Du ihm zeigen willst, okay, was nicht, das eben nicht.
Was damit Dein Mann, der Kommunalpolitiker nun zu tun hat, erschließt sich mir auch garnicht. Es ist auch vollkommen egal, ob Du in der Kirche bist oder nicht.
Hast Du Angst, der Pfarrer könnte herumerzählen, im Haushalt des Herrn Kommunalpolitikers Müller habe er Staub auf dem Schrank gesehen? ;-)
Ich bin auch gerne privat, aber gegen so einen Besuch hätte ich ja nun überhaupt nichts, im Gegenteil, man erfährt so manchmal richtig interessante Geschichten.
LG Moni