Oppositionelles Trotzverhalten?

hallo,

meine 4,5 jährige tochter ist oft recht schwierig und jetzt bin ich zufällig auf dieses wort oppositionelle verhaltensstörung "gestossen...

sie wird meist wütend, wenn man ihr was sagt, was ihr nicht passt (wenn ich ihr zb keine schokolade mehr geben will ) oft kontert sie dann mit sätzen wie: wenn du das machst, dann schlag ich dich (was sie natürlich meist nicht macht) oder "dann bin ich nicht mehr dein kind". oder "dann werf ich dein telefon auf den boden"....

auch provoziert sie ihre schwester oder freundinnen, bis diese sie hauen oder einfach nur genervt von ihr sind. auch ihrer kleinen schwester (9 monate) macht sie absichtlich weh .

wenn sie sich irgendwo weh macht, dann ist es meist die schuld eines anderen, zb sagt sie dann: DU hast mir wehgetan, oder ihre kleine 9 monate alte schwester.. "

es ist echt schwer, angemessen zu reagieren.. würde ich sie bestrafen, würde es noch schlimmer werden. meist versuche ich ruhig zu bleiben und normal mir ihr reden. meist fängt sie sich dann und ist zb wieder bereit 'normal" zu spielen...

trotzdem habe ich angst, dass das erst der anfang ist , dass es mit dem älterwerden noch schlimmer wird und sie zur pupertät ganz ausrastet... (hab leider einen fall in der verwandtschaft, die dann auch immer mit selbstmord gedroht hat, wenn ich was nicht passte)...

ist ihr verhalten noch normal oder bereits grund zur sorge?

wie soll ich mich verhalten, wenn sie mir wieder mit irgendwas "droht"? oder wenn sie andere provoziert?

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Hi poulette,

ich reich dir mal die Hand, wir machen da in etwa das selbe durch.
Sophie war auch schon immer sprachlich recht gut entwickelt und jetzt mit 4 1/2 stehe ich manchmal daneben und denke mir "dagegen kommste gar nicht an"!. Momentan schiebt sie mir IMMER den Buh-Mann zu wenn ich mal schimpfe.
"Mama, sei wieder lieb!"
"Ich möchte mich nicht mehr streiten" (das SCHREIT sie mir manchmal entgegen)
"Lass uns uns wieder vertragen", usw. Man könnte sich jetzt vorstellen dass ich dabei wild brüllend in der Ecke stehe oder sonstwas, aber das passiert meist wenn ich einfach einen strengeren, lauteren Ton anschlage.

Ich tröste mich damit dass sie im Kindergarten, beim Sport, etc Autoritäten anerkennt und das alles nur zu Hause auslebt. Situationen sehen bei uns meist wie folgt aus:

Ich: "Lass mal die Finger vom Baum, du brauchst nicht immer alles umzuhängen!"
Sie: "Ich möchte aber nur eben dies und das austauschen"
Ich: "Der Baum ist kein Spielzeug, du durftest mitschmücken jetzt lass das dran hängen"
Sie: "Ja aber warte mal, ich möchte nur blablubbla"....

Irgendwann werd ich angesäuert, beende die Diskussion (die eh immer schon viiiel zu lange dauert) und Madame wird knatschig und kommt wieder mit der "sei wieder lieb" Sache rum. #schwitz

Allerdings denke ich dass sich das alles im Rahmen des Normalen bewegt.
Ich kontere meist bei Drohungen, etc mit "Du brauchst mir gar nicht zu drohen, du bist hier nämlich nicht der Bestimmer sondern Ich!"
Wenn es um Schläge, usw geht frage ich sie, ob sie dann auch hauen soll wenn mir was nicht passt. Das brachte sie schon kurz zum Nachdenken. Ich verweise sie dann drauf dass wir uns nicht gegenseitig verhauen hier und dass sie gerne in ihr Zimmer gehen kann wenn sie stinkig ist.

"trotzdem habe ich angst, dass das erst der anfang ist , dass es mit dem älterwerden noch schlimmer wird und sie zur pupertät ganz ausrastet..."
Ich denke, dass sie eben merken muss dass sie NICHT mit ihren Drohungen weiter kommt. Wenn sie merken sollte dass das ein prima Weg ist um Menschen zu erpressen wird sich das eventuell durchs ganze Leben ziehen. Den Zahn würd ich ihr einfach ziehen und ihr zeigen dass es durchaus andere Wege gibt seinen Willen zu bekommen, zB durch Kompromisse ("Jetzt gibt es keine Schokolade mehr, aber wenn magst kannst du morgen gerne was wieder haben. Such dir doch schonmal was für morgen aus.")

Lieben Gruß und starke Nerven,
#winke
Jenny

2

Hallo

ich kann dir nur sagen, dass das auf mich noch ziemlich normal wirkt. Unser Sohnemann argumentiert ähnlich. "Wenn du das nicht machst, dann hau ich auf den Tisch, dann hau ich dich, dann schrei ich..."

Meiner Meinung nach kommt dort einiges zusammen. Z.B. kündigst du eine Konsequenz ja wahrscheinlich ähnlich an. ("Wenn du dir jetzt nicht die Schuhe anziehst, nehme ich dich auf Socken mit in den KiGa" oder ähnliches). Wenn wir so einen Satz sagen, erwarten wir, das das Kind das gewünschte Verhalten zeigt. Klappt ja auch oft. Was das Kind sich merkt ist: Wenn-dann Satz führt zum Ziel. Die vom Kind angekündigten Konsequenzen zeigen meiner Meinung nach eher eine Art Hilflosigkeit, mangels Alternativen.

Ich hinterfrage meinen Sohn immer, wenn er so einen Satz bringt. "Meinst du das hilft dir weiter?" Meinst antwortet er dann selbst mit "Nein." Dann überlegen wir gemeinsam eine Lösung.

Ich finde es echt anstrengend, muss aber sagen, dass es phasenweise auch immer mal besser oder schlechter wird. Das gibt Anlass zur Hoffnung ;-)

LG
Dee

3

Hallo,

erstmal finde ich so ein Verhalten in dem Alter normal. Das machen nach meiner Beobachtung, fast alle Kinder.

Ich weiß zwar nicht, ob das pädagogisch wertvoll ist, aber ich rede nicht mehr normal mit meiner Tochter (5 1/2), wenn sie droht, mich zu schlagen.

Von mir gibt es dann einen Kommentar in der Richtung, ob sie eigentlich noch alle Tassen im Schrank hat und daß sie sich jetzt die Schokolade für den Rest des Tages abschminken kann. Wenn sie dann weiter Aufstand probt, kann sie sich in ihrem Zimmer alleine vergnügen.

"dann bin ich nicht mehr dein kind".

Darauf antworte ich ganz cool mit: "Dann hole ich mir eben ein anderes, was nicht so rumzickt, wie Du." :-p
Wenn die Kinder merken, daß sie die Eltern mit so einer Aussage nicht treffen können, hören sie nämlich ganz schnell damit auf.

"dann werf ich dein telefon auf den boden"

Dann sage ich: "Mach doch. Dann verkaufe ich Dein Fahrrad und kaufe mir ein neues Telefon."

Das Thema "Geschwisterchen piesacken" hat sich bei uns so ziemlich erledigt, weil unser Sohn (gerade 3) ihr das nämlich mittlerweile mit gleicher Münze heimzahlt. ;-)
Wobei unsere Tochter ihn eigentlich nie körperlich angegangen ist.

In Eurer Situation würde ich der Großen eine ordentliche Standpauke halten und sie auf's Zimmer schicken, wenn sie der Kleinen absichtlich weh getan hat. Sie ist alt genug, um zu wissen, daß das gar nicht geht.

Ich bin der Meinung, daß man immer nur mit normal reden bei Kinder nicht unbedingt weiter kommt. Ich finde, man muß als Eltern auch mal ganz klar signalisieren, daß nicht das Kind das Sagen hat, sondern die Eltern.
Meine Tochter braucht das definitiv. Bei ihr haben es schon mehrere Leute (Oma, Praktikantin im Kindergarten) auf die rein nette Tour mit freundlichen Hinweisen versucht, und das nutzt sie gnadenlos aus und tanzt diesen Leuten auf der Nase herum. Wenn die dann streng werden, klappt es wieder.

LG

Heike

4

Hallo,

für mich hört sich das weitgehend normal an, auch wenn ich verstehe, dass es lästig ist.

Zwei Dinge solltest du dir bewusst machen: dein Kind ist noch nicht ansatzweise sozialisiert und meint die Dinge nicht so, wie sie sie sagt UND: Kinder imitieren die Eltern. Hör in dich hinein: hörst du dich vielleicht selbst?

Gerade bei sprachlich talentierten Kindern - oft Mädchen - neigt man dazu, dann auch viel mit ihnen zu sprechen, zu erklären, zu argumentieren. Dabei vergisst man manchmal, dass sie zwar die Worte aussprechen, den Sinn aber gar nicht verstehen können. Sie sind es gewohnt, dass man viel und endlos mit ihnen spricht, finden das normal und "schlagen" uns mit unseren eigenen Waffen. Letzteres ist eben das Imitieren unserer Verhaltensweisen (meist wortwörtlich).

Das kann ich sogar bei meinem "normal" sprachbegabten Sohn beobachten, meine Nichte treibt mich mit ihrer Diskutiererei in den Wahnsinn. Ich diskutiere daher nicht mehr mit ihr, sie bekommt nur noch kurze Ansagen (mein Sohn auch). Das schont unsere Nerven.

Ihr Bedürfnisse zu kontrollieren, einsehen, dass sie etwas nicht sollen/dürfen können sie noch nicht 100%, damit kann man leben, aber das Gezeter muss man sich nicht immer anhören. Auch die "Schuld"-Frage (gibt es die überhaupt?) können sie noch nicht wirklich klären, kein Kind in dem Alter kann zugeben, einen Fehler gemacht zu haben, das fällt ihnen noch schwer. Und dann auch noch die magische Phase, in der die Tür Schuld ist, wenn sie selbst dagegen laufen... jaja, eine harte Zeit, geht vorbei :-)

Einzig körperliche Aggressionen finde ich bedenklich, gerade zwischen Geschwistern. Körperlich reagieren die Kinder nur, wenn sie sich gar nicht mehr anders zu helfen wissen. Quasi ein Hilfeschrei. Beobachte, wann sie das macht: geht es um Aufmerksamkeit, um Macht, Langeweile? Ist Eifersucht im Spiel?

Um es wieder mit meiner Nichte zu vergleichen: sie hat keine eigenen Geschwister, ist in der Familie das einzige kleine Kind (die anderen sind weit älter) und somit immer im Mittelpunkt. Sie ist daher schnell rasend eifersüchtig und dann kann sie auch körperlich sehr aggressiv werden. Ich lasse meine Kleine, 2 Jahre, ungern unbeaufsichtigt in ihrer Nähe. Dabei meint es meine Nichte definitiv nicht böse, sie muss das einfach noch besser lernen und das wird sie auch. Ist nämlich eine ganz fixe :-)

Lange Rede, kurzer Sinn: alles normal, spiegel dich einfach selbst mal ein wenig und schaue, wo du etwas ändern kannst. Ansonsten spielt die Zeit für dich, sie wird es lernen.

Grüße, C.