Irrationale Entscheidungen/Maßstäbe in der Erziehung

Hallo.

Es ist mir sehr schwer gefallen, einen aussagekräftigen Titel zu finden, nachfolgend erkläre ich mich mal möglichst genau.

Inspiriert, hier zu fragen, bin ich durch die Motorrad- bzw. Trikethemen weiter unten. Bei beiden Themen würden meine Antworten eher zu den Aussenseitern gehören, denn ich würde und werde meine Kinder so lange als möglich davon abhalten, zB Motorrad zu fahren. Und ja, das würde ich auch mit allem was ich aufbieten kann bei Familienangehörigen durchsetzen und es verbieten, dass sie mitgenommen werden. Und auch ich würde alles daransetzen, unnütz waghalsiges Verhalten eines erwachsenen Kindes zu unterbinden, sofern ich die realistische Möglichkeit dazu habe, was ja im Thema unten bei der Mutter der Fall war.

Soweit vorab. Nun fällt es mir wieder schwer, meine Frage klar zu formulieren. Wie bereits erklärt, möchte ich nicht, dass meine Kinder zB auf dem Motorrad mitfahren und ich wäre auch dagegen, wenn sie später den entsprechend Führerschein machen wollen würden. Was ich allerdings erlaube, ist der Reitsport, obwohl mir bewusst ist, dass auch das ein sehr riskantes Hobby ist. Ein enger Freund der Familie ist erfolgreicher Rollstuhlbasketballer und erzählte mir immer wieder, dass seine Teamkollginnen gehäuft aus dem Reitsport kommen. Er selbst hatte übrigens einen Motorradunfall. Perfekt beide Themen abgedeckt...

Nun ist mir bewusst, dass meine Entscheidung total subjektiv und auch irrational ist. Das eine verbiete ich mit dem Argument Gefahr, das andere erlaube ich, trotz der Gefahr. Tatsächlich habe ich meinem Mann auch schon mehr als einmal gesagt, dass ich natürlich aufpasse, aber der Umgang mit Pferden nunmal gefährlich ist. Zum Glück verbietet er es nicht, aber ich kann nur mutmaßen, ob ich seine Meinung akzeptieren würde, würde er im Gegenzug den Reitsport untersagen wollen.

Ich versuche gerade vor mir selbst eine Erklärung zu finden, wonach ich das entscheide, aber ich komme nicht umhin, mir einzugestehen, dass in die Entscheidung meine eigenen Vorlieben einfließen. Skifahren, Reiten... kein Problem, mache ich ja selber, aber Motorrad fahren? Ist für mich unnütz, daher verbiete ich es, weil es gefährlich ist.

Geht es Jemandem ähnlich? Wie begründet ihr irrationale Maßstäbe in der Erziehung? Was erlaubt ihr, obwohl es gefährlich ist, was verbietet ihr?

LG

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In dem Moment, wo ich mir über solche Sachen bewusst werde, fällt es mir eigentlich schon leichter, auch anderes zuzulassen. Von daher fällt mir jetzt eigentlich keine irrationale Entscheidung ein... Außerdem hat mein Mann natürlich das gleiche "Stimmrecht" und wenn er etwas (nicht) möchte, dann wird diskutiert und ein Kompromiss gefunden bzw. entschieden.

Übrigens wäre ich in deinem Beispiel auf der Motorrad-Seite... Ich bin selbst lange gefahren und könnte mir das für meine Töchter eher vorstellen, als Reitsport. Mit Pferden hatte ich nie etwas am Hut und habe riesen Respekt vor den Tieren.
Es kommt also natürlich darauf an, was man selbst kennt / mag.

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Und ich sehe es genau anders herum, der Umgang mit einem Tier gibt Kindern sehr viel und fördert nachgewiesen die sozial-emotionale Kompetenz, Motorräder "zum Spaß" verpesten nur die Luft und haben keinerlei pädagogischen Wert.

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Ja, diese Argumentation würde ich auch noch heranziehen, aber ehrlich gesagt, ist das einfach Zufall, dass meine Neigung da auch in Richtung Tier geht. Weiterhin irrational bin ich bislang heilfroh, dass meine Große nicht Handball spielen möchte. Natürlich argumentiert mein Mann, selbst Handballer, damit, wie sinnvoll ein Manschaftssport für die soziale Entwicklung ist. Ich hingegen sehe in unserem sehr ländlich- feierfröhlichem Leben, wie sehr die Manschaften sich kollektiv den Alkohol auf den Dorffesten hinter die Binde kippen.

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Mein Kind ist ein wahr gewordener, lang lang erkämpfter Kinderwunsch aus der KiWu Klinik.

Einzelkind und mit Gold nicht aufzuwiegen. 😍

Unsere Erziehungsmaßstäbe sind zwangsläufig viel sicherheitsbewusster als in Familien wo die Kinder reihenweise und sogar ungewollt ins Haus kullern.

Ich finde das merkt man auch im Umfang, wenn die Eltern um ihre Kinder nicht so hart kämpfen mussten, sondern sie quasi vom lieben Gott „nachgeschmissen“ bekommen haben.

Für mich sind „gefühlt“ 50% der Kinder verwahrlost und die Eltern verantwortungslos mit permanenter Verletzung der Aufsichtspflicht.

Motorradfahrern würde ich auch nicht erlauben. Bin zu nah an der Unfallchirurgie.....

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Wie kackfrech und anmaßend bist du denn bitte gegenüber anderen Eltern? Pfui.

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Ich glaube, deine (Über-) Fürsorglichkeit macht dich etwas "blind". Jedenfalls kann man nur hoffen, dass euer Kind nicht deine Überheblichkeit geerbt hat. Ganz furchtbarer Kommentar.
(... meine beiden Kinder sind übrigens auch dank moderner Reproduktionsmedizin auf der Welt.)

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Hallo
Wie alt sind deine Kinder? Kinder sind nicht dumm, gerade wenn sie älter werden, fällt sowas auch ihnen auf und wird hinterfragt. Verbieten und feenhaften klappt auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich finde es wichtig, authentisch zu sein, zu erklären und viel miteinander zu reden. Da kann man auch mal so ehrlich sein und zugeben, dass man etwas, weil man ihm selbst nah steht, ok findet, etwas anderes aber nicht und es tun großen Teil auch eine Gefühlssache ist.
Manchmal muss man aber auch einfach abwägen und über seinen Schatten springen. Das Leben ist leider sehr zerbrechlich, schon durch den Alltag alleine. Wenn dann großes Interesse besteht für etwas, dass nicht gerade ungefährlich ist, kann man vielleicht auch dafür eine Lösung finden, die man noch verantworten kann. So wie du beim Reiten.
Dann sieht das Kind dass du es ernst nimmst und es fehlt auch der Reiz des Verbotenen

LG

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Hallo.

Sie sind 4 und 7 Jahre alt. Mir geht es bei der Frage tatsächlich einfach erstmal nur um meine Gedanken dazu. Vor meinen Kindern oder auch anderen kann ich das genauso und authentische zum Ausdruck bringen. Mir geht's also nicht um die perfekte Argumentation um meine Meinung durchzusetzen.

LG

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Vielleicht, weil ein Pferd keine 200+ km/h läuft? :-D "Blöd" fallen kann man von beidem. Auch von der Treppe.

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Dafür tritt das Motorrad nicht aus ;-)

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Deswegen lernt man ja, nie hinten rum gehen. So wie man auf dem Motorrad immer komplette Schutzkleidung anzieht auch für kurze Strecken, im Auto immer gleich anschnallen usw.

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Hm, aber Deine Entscheidung ist doch nicht irrational! Also nur wenn man nur die Gefährdung betrachtet, sobald man "Nutzen / Schaden" dazunimmt wirds doch auf einmal ne rational begründbare Entscheidung.

Ich meine das Reiten / Motorrad Thema haben wir hier auch, und für mich überwiegen eben die positiven Aspekte des Reitens im Gegensatz zu den negativen des Motorradfahrens.

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Ja, ein Stück weit hast du Recht. Aber nehmen wir das Skifahren als Beispiel. Der Spaß würde bei mir enden, wenn mein Mann plötzlich mit den heranwachsenden Kindern abseits der Pisten Extremsport betreiben wollen würde.

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Ich kann dir sagen, warum du da so irrational bist. Reiten und Ski fahren kennst du, machst du selber hast du geschrieben. Es ist für dich, mit all seinen Gefahren, also bekannt und einschätzbar.
Motorradfahren ist dir unbekannt. Du fährst selber nicht also kannst du die Gefahren und wie man sie vermeidet nicht einschätzen. Eine unbekannte Größe.
Davor haben Menschen generell Angst. Würdest du neben reiten und Ski fahren auch Motorradfahren würdest du kein Problem haben es deinen Kindern zu erlauben.
Im übrigen haben Motorräder durchaus ihre Berechtigung. Unter 18 kann man damit schneller fahren als mit einem roller. Autofahren geht ja noch nicht (zumindest nicht alleine). Und wenn man alleine fährt , mit Ziel, nicht nur zum Spaß dann. Ist es spritsparender und stößt weniger Schadstoffe aus als ein Auto.

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Ich habe selbst keine entsprechende Fahrerlaubnis hatte aber einen motorradbegeisterten Stiefvater und bin viel mit ihm gefahren. Ich erinnere mich tatsächlich noch, dass ich als Kleinkind auf dem Tank saß, ohne Helm und mit ihm die Strasse auf und ab fahren durfte. Ich bin viel mit ihm zu den Clubtreffs gefahren. Ich durfte sogar als Jugendlich in den Feldern selber üben mit ihm hinten drauf, weil ich die schwere Maschine nie hätte halten können.

Er war ein draufgängerische Fahrer im Pkw wie auf dem Krad. Irgendwann wollte ich nicht mehr mitfahren, weil ich Angst hatte.

Mein Vater kam auch aus dem Motorsport und ist stets unsagbar schnell und draufgängerische gefahren. Ich als Kind immer unangegurtet, weil seine überwiegend alten Modelle noch keine Gurte hatten. Bis zum Grundachulalter fand ich das großartig, bis das Gefahrenbewusstsein richtig ausgebildet war. Da sagte ich auch, er solle langsamer fahren.

Also fremd ist mir das nicht. Ich bin auch mal Bungee gesprungen und doch würde ich das heute nie mehr tun und wäre mehr als unglücklich, täten es meine Kinder.

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Mitfahren und selber fahren und vor allen durch die Fahrschule auch wissen wie man fahren sollte ist nicht das Gleiche. Und Bungeejumping ist nochmal was ganz anderes. Das macht man ja nicht ständig. Würdest du jede Woche einen Sprung machen, hättest du keine Angst mehr davor, der Adrenalinspiegel würde vor dem Sprung nicht mehr so ansteigen, der Kick wäre weg und du würdest es auch deine Kinder machen lassen.

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Guten Abend,
Ich kann zwar noch nicht wirklich sagen wie ich sowas genau händeln würde, da meine Tochter erst 1,5 Jahre ist.
Aber ich würde es wohl ähnlich machen wie meine Mutter mit uns.
Wenn du etwas unbedingt willst, dann steh dazu, spar dir das Geld selbst zusammen und lerne aus Fehlern.

Meinem älteren Bruder war es wichtig Motorrad fahren zu können, also selbst bezahlt inkl. Maschine.
Mir war mein Auto wichtig, also gespart. Schein und Auto selbst gezahlt (mit 16/17 Jahren)
Meinem kleinen Bruder wurde dann der Auto Schein von meinem Vater bezahlt, Auto aber selbst gekauft.

Motorrad würde ich persönlich gerne nachholen (wenn auch nur der 125er), aber mit bald 2 Kindern ist mir das Risiko zu hoch.

So etwas wie die Fahrt auf einem Trike mit 3 Jahren würde ich komplett verbieten.
Wenn die Kinder größer (evtl. 6 Jahre oder so) wären und sich das auch wünschen würden, dann wäre ich bereit nach zu geben.

Ich denke da muss man direkt mit dem Kind reden und die Gefahren erklären.

Den Beitrag mit dem Motorrad habe ich auch gelesen, ich hätte wohl ähnlich gehandelt wenn das Motorrad vor mir unterhalten und bezahlt wäre. Mein Eigentum, meine Regeln, Ende.

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Ich denke, es geht jedem so. Man kann sich mit "gefährlichen" Sachen beim Kind halt leichter anfreunden, wenn man sie selber gerne macht oder kennt.

Meine eigene Jugend hat mich eins gelehrt: Riskante Sachen werden nur richtig gefährlich, wenn man sie nicht vernünftig lernt und trotzdem macht.

Meine Eltern haben mir vieles verboten, weil es zu "gefährlich" sein könnte. Reiten, Moped, Skaten, Parties, mit 16 Urlaub mit Freunden, ach keine Ahnung....die Liste kann ich unendlich weiterführen. Das Blöde für sie (und Gute für mich;-))....ich habe mir nichts verbieten lassen und mir selber Möglichkeiten gesucht, die Sachen trotzdem zu machen. Ich habe einige Schutzengel in den Wahnsinn getrieben.
Ich werde mein Kind nicht auf diese heimliche Schiene schieben, was realisierbar ist, das darf sie machen. Ob ich das gefährlich finde, das ist irrelevant. Meine Ängste sollen nicht ihre sein.
Ob ich doch etwas verbieten muß, das wird die Zukunft zeigen, aber pauschal im Vorfeld fällt mir nix ein.

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Hm, ich verstehe was du meinst, und mir geht es ähnlich, obwohl meine kleine noch längst nicht alt genug ist für den betreffenden Sport.

Bei uns ist es das klettern, bzw bouldern. Sie ist wie gesagt zu klein fürs Sportklettern, aber kraxelt so gern auf verschiedenstem Zeugs herum... und ich lasse sie, und unterstütze sie dabei - obwohl Außenstehenden oftmals schwindelig wird wenn sie dabei zusehen. Ich glaube es hat einfach etwas mit der Nähe zu tun, die man zu einer Tätigkeit selber hat. Man kennt es, und kann im Ernstfall helfen, beraten, eingreifen, kennt die Risiken besser - du verstehst worauf ich hinaus will. Auch mit sind schreckliche Unfälle in dieser "Branche" bekannt, teilweise sogar mit Todesfolge. Aber ich weiß eben auch wie toll das Gefühl ist, oben angekommen zu sein.

Wie du würde ich zb Motorrad fahren verbieten. Fahrrad fahren klar, aber bitte nicht unbedingt Downhill, usw.

Manchmal ists auch einfach nur Bauchgefühl nach dem man entscheidet.

Lg von der Kletterfanatikerin mit Höhenangst, und ihrem verlotterten, ungeplanten und nachgeschmissenen Kind.

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Haha, gut, dass das Kind aufgefangen hast ;-)

Schön zu wissen, dass anderen auch so geht.