Wieder glücklich werden lernen

Hallo zusammen,
ich benötige mal einige Tipps. Ich sehe vor Bäume den Wald nicht mehr und verzweifle gerade etwas. Ich wohne seit ca. 6 Monaten in einem Dorf mit ca. 1000 Einwohnern. Viele kennen sich hier seit der Kindheit. Duzen sich im Supermarkt und grüßen sich auf dem Weg. Scheinbar sind auch feste Rituale, regelmäßige Veranstaltungen im Dorf ein Muss. Ein Leben ohne Stammtisch und Schützenfest nicht wegzudenken. Ein feucht fröhliches Gläser klirren mit Gelächter normal. Straßenfesten und gemütliche Abende mit der Nachbarschaft stehen auch 4-5 mal im Jahr an.
Mich schreckt das alles ab, weil ich seit einigen Jahren eine Antipathie gegen das trinken entwickelt habe. Seit 2020 und meiner Schwangerschaft mit Kindsverlust und einer schlimmen Ehekrise komme ich nicht mehr aus mir heraus. Früher als ich nicht so schlimme Erfahrung gesammelt habe, war mein Leben leicht, voller Fröhlichkeit und Aufgeschlossenheit. Ich erkenne mich kaum wieder. Ich ging immer auf den Leuten zu. Nun schirme ich mich immer mehr ab und gehe durch die Elternzeit diesen Weg weiter. Ich habe kaum soziale Kontakte, Freunde treffe ich höchstens 1-2x jährlich. Unser zweites Kind ist jetzt knapp ein Jahr alt und ich bin wieder schwanger. Mich jetzt im Beruf wieder neu zu orientieren wäre kein logischer Schachzug. Mein damaliger Psychologe sagte immer, ich soll neues erleben. Wegfahren, neue Orte entdecken. Es macht aber mich nicht glücklich in der Woche es allein zu tun. Mein Mann ist beruflich nur am Wochenende zu Hause. Ich fühle mich so verloren und habe keine Idee, wie ich aus diesem Teufelskreis herauskomme.

Danke für eure Zeit.

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Hallo,

Ja, umstellungen sind schwierig.

wie lange gehst Du am Tag spazieren? Du kannst Die Kinder gerne mitnehmen, gehe mit den Kindern hinaus. Im Zuge der Schwangerschaft wird Dir normalerweise einmal Blut abgenommen? Hier kannst Du den Arzt bitten, dass er auch den Vitamin D Blutspiegel mitüberprüft und schaut ob er zirka in der Mitte des Normalwertes liegt. Draußen spazieren gehen oder andere Bewegung im Freien zu machen ist ein ganz wichtiger Faktor für innere Zufriedenheit.

Wenn Du einer Person begegnest, kannst Du probieren sie zu begrüßen. Man muß ja nicht gleich mit den Zeltfesten beginnen.

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Danke für deine Nachricht.
Aktuell nicht so oft. Bei gutem Wetter schnappt sich der Opa oft für 1-1,5h den kleinen. Er sagt zu mir ich soll nicht mit (über die Blume) - sollte mich ausruhen und was für mich tun. Ich bin dann oft zu Hause und erledigte Dinge oder lege mich hin. Ich habe aber auch schon gemerkt, dass ich für mein Wohlbefinden mehr Aktivitäten Draußen brauche. Daher habe ich ihn für die ganze Woche abgesagt, damit ich mit dem kleinen allein raus gehe. Einen Vitamin D Test habe ich nicht machen lassen. Dafür müsste ich wahrscheinlich erstmal einen neuen Hausarzt aufsuchen.

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Deine Erfahrung tut mir sehr leid das ist sicher nicht einfach zu verarbeiten vollkommen verständlich . Ich will dir nicht zu nahe treten aber könnte auch eine Depression dahinter stecken . Verlust des ersten Kindes , Ehekrise , die Schwangerschaft emotional und hormonell ist das einiges . Der neue Wohnort kleines Dorf , ländliche Gegend für zugezogene da rein zu kommen ist sowieso schon schwer das dauert oft Jahre bis man irgendwie das Gefühl hat dazuzugehören . Noch schwerer ist es wenn man mit den ganzen Geflogenheiten nichts anfangen kann . ich kann dich voll verstehen meine Welt ist das auch so gar nicht . Versuch durch die Kinder ein paar Kontakte zu knüpfen Krabbelgruppe , Kita , Sportverein schließlich werdet ihr noch einige Zeit dort wohnen vermute ich mal . Ansonsten wie weit ist denn die nächste Stadt entfernt ? In der Stadt ist es einfacher neue soziale Kontakte zu knüpfen weil die Leute offener sind und sich eben nicht jeder von klein auf kennt oder über 3 Ecken mit einander verwandt oder verschwägert ist dort findest du eher Gleichgesinnte wie auf dem Dorf .

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Hi und danke für deine Gedanken zu meinem Beitrag.
Ich möchte gerne auch wieder aus mir heraus kommen. Wahrscheinlich könnte es eine ziemliche Depression sein, vorallem wenn man sich nach vier Jahren nicht mehr erkennt. Mein altes ich scheint irgendwo verreist zu sein. Eure Beiträge lassen mich nachdenken und zwingen mich zu handeln. Heute war ich mit mein Kind wo anders spazieren, wir sind zu einem anderen Ort hingefahren und haben dort unsere Runden gedreht. Ich merke, wie mir neue Eindrücke gefallen. Heute Nachmittag habe ich den Mut gehabt, eine Nachbarin zu fragen, ob sie mit mir und ihre Kinder eine Runde drehen will. Wir waren tatsächlich gute 1,5h unterwegs. Es tut gut sich zu unterhalten. Die frische Luft auf dem Land ist aber auch ok.

Ich habe sehr viele Jahre in einer Stadt gelebt mit ca. 100k Einwohnern. Es war vielleicht auch nicht die beste Stadt um neue Leute kennen zu lernen. Das Thema Corona hat mich in zwei Schwangerschaften isolieren lassen. Durch meine Ängste ein weiteres Kind nicht in meinen Händen zu halten.

Bearbeitet von Tippserwuenscht9.