Ich fühle mich wie eine Versagerin..

Ich möchte einfach mal meine Trauer loswerden.

Ich hatte letztes Jahr im September eine Fehlgeburt und ab da fing alles langsam an und hat jetzt seinen Höhepunkt.

Schon damals war ich in einem sehr großen Loch. Es war für mich schrecklich mein Baby zu verlieren. Das Leben meinte es gut mit mir und ich wurde direkt wieder schwanger, aber ich konnte mich nicht darauf einlassen weil ich mir immer dachte „dieses werde ich auch verlieren“ meine ganze Schwangerschaft lief mit diesen Ängsten. Zudem war ich oft alleine weil mein Mann im Ausland arbeitet und es mal vorkam das wir uns mal ein Monat nicht sahen. Meine Eltern wohnen auch sehr weit weg also war ich oft auf mich selber gestellt.

Über mich selber hätte ich immer gesagt ich bin eine starke Person, jeder der mich kennt würde auch sagen ich bin hart im nehmen. Vieles erlebt und alles weggesteckt.
Bin aber wegen Panik Attacken seit 3 Jahren in psychologischer Behandlung. Ich dachte das ich es überwunden habe. Seit Anfang meiner Schwangerschaft wollte ich nie irgendwelche Geburtsberichte hören, aber irgendwie denken sich viele Leute „ah da ist eine Schwangere, komm ich erzähl ihr mal wie es bei mir war damit sie mal so richtig Angst bekommt“. Obwohl ich immer gesagt hab ich will es nicht wissen haben mir immer wieder Frauen ihre Geschichte erzählt oder zumindest so Kommentare abgegeben wie „na dann viel Spaß“. Heute bin ich in der 40. ssw. Bis jetzt ging es immer irgendwie mit meinen Ängsten. Mal ein auf und ein ab. Vor einer Woche hab ich dann so große Ängste vor der Geburt bekommen das ich nur noch am weinen war. Mein Mann hat sich Urlaub genommen und ich seit einem Monat rund um die Uhr bei mir. Meine Mutter ist auch vor 2 Wochen gekommen. Und die zwei sind mitllerwiele echt am verzweifeln. Sie versuchen mich aufzubauen aber es klappt nicht. Ich kann nicht mehr essen nicht schlafen garnichts. Dann als es vor 2 Tagen richtig schlimm war rief meine Schwester im Krankenhaus an und erklärte die Situation. Ich solle kommen. Ich bin gestern hin und hab mit den Ärzten gesprochen und wir haben ausgemacht das ich am 19. einen ks bekomme falls die kleine bis dahin nicht kommt. Und falls sie kommt kann ich es trotzdem noch wollen wenn ich es mag. Das beruhigte mich etwas. Weil ich die Wahl habe.

Jetzt fühl ich mich einfach unheimlich wie eine versagerin. Weil ich es nicht mal auf die Reihe bekomme meine Ängsten für meine Tochter weg zustecken. Das ich es nicht mal hinbekommen werde auf natürliche Art und Weise meine Tochter auf die Welt zubringen. Meine Schwester hatte auch einen KS und nie dachte ich sowas über sie. Und auch über andere die einen KS haben. Aber über mich selber habe ich diese Gedanken einfach nicht.
Da bin ich einfach kritischer.

Ich kann mich noch nicht mal auf meine Tochter freuen. Dann kommen die Gedanken, was wenn ich es nicht schaffe eine gute Mutter zu sein? Was wenn ich da auch versage?

Es ist einfach ein Riesen gefühlskhaos.
Ich wollte es mir einfach mal aus der Seele reden.

♥️

1

Konntest Du Deine Ängste denn nicht mit der/dem Psychologen/in besprechen? Das macht es doch nicht besser, wenn Mann und Mutter nun so um Dich rum tüddeln. Das ist störungsaufrechterhaltend bzw. Angstverstärkend. Und was sind denn ganz konkret die Ängste?

4

Meine Mutter ist nicht die ganze Zeit da nur mein Mann :) und das war von Anfang an so geplant also jetzt nicht weil es mir so geht. Weil er ja in Ausland arbeitet, falls die kleine dann kommt könnte er nicht bei der Geburt da sein.

Es ist die Angst vorm Schmerz und das ich es nicht schaffe. Das ich währenddessen hyperventilliere. Obwohl ich von Anfang an immer eine normale Geburt wollte.
Aber wenn ich so Sachen höre wie „ich wär fast gestorben“ „es hat mich zerrissen“
Dann bekomme ich diese Panik in mir. Ich hätte niemals von mir gedacht das ich so darauf reagiere.
Heute ist es besser, hab etwas Kraft getankt. Ich hoffe das es bis zur Geburt so bleibt.

2

Oh, du Liebe. Ich lese aus deinem Text wirklich viele Sorgen heraus und in Anbetracht deiner geschilderten Situation ist das absolut nachvollziehbar. Deine Psyche braucht Zeit, um sich zu erholen. Und das ist im hochschwangeren Zustand (und im völligen Hormonchaos) nicht so leicht. Vielleicht hilft es dir, deine Gedanken, Sorgen und Ängste täglich aufzuschreiben (eine Art Tagebuch) und dir jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit anzugewöhnen, bewusst nur an alles Positive in deinem Leben zu denken. Dankbarkeit habe ich auch erst lernen müssen und damit meine ich nicht, dass du alles Negative krampfhaft unterdrücken sollst. Sondern dass du dir jeden Tag bewusst Zeit nimmst, deiner angeschlagenen Gedanken- und Gefühlswelt ein positives Gegengewicht zu bieten. Ich bin mir sicher, dass du eine tolle Mama werden wirst für dein Kind und ich denke, dass mit der Geburt wieder mehr Ruhe für deinen Körper und damit auch für deine Seele einkehren wird. Ich wünsche dir alles Liebe ❤️

5

Danke für deine lieben Worte 🙏🏻 Es ist eine gute Idee mit dem Tagebuch ich werde das Aufjedenfall Umsätzen.
Ich versuche jetzt immer mich mehr auf die kleine zu fixieren und wie schön es sein wird. Das baut mich auf. Durch meine Ängste konnte ich nicht mal realisieren das ich bald Mutter werde. Ich hätte nie von mir gedacht das ich so darauf reagieren werde. Eigentlich mach ich mir immer eher Sorgen um die Menschen die ich liebe, niemals um mich. War auch nie schmerzempfindlich, hab sämtliche Knochenbrüche hinter mir und einige Operationen hab immer alles leicht weggesteckt. Aber die Geburt die macht mir Angst. Unheimlich Angst. Und ich kann es mir einfach nicht erklären.

Seit gestern bin ich etwas entspannter und versuche die negativen Gedanken zu ignorieren.

Weißt du wenn jemand geburtsberichte hören will ist es ja okay, aber obwohl ich immer gesagt hab ich will’s nicht wissen haben mir immer sämtliche Mütter erzählt wie schlimm es doch ist. Mit allen Details, wo ich vorher nicht mal wusste das solche Sachen passieren kann.
Und wenn man immer sowas hören muss macht es halt etwas mit einer Person.

10

Ja, das kann ich verstehen. Solche Leute verstehen in diesen Situationen oft den Ernst der Lage nicht und berücksichtigen meist auch nicht, dass man als Schwangere solche Übergriffe nicht nur 1 mal erlebt, sondern ziemlich oft (und wie du sagtest sind viele von ihnen selbst Mütter, die es eigentlich besser wissen sollten). Mich hat das auch MASSIV gestört, als ich schwanger war. Da hilft es nur sich ganz klar abzugrenzen, sich bewusst zu machen, dass einem das nicht gut tut und sich Ruhe zu gönnen und abzulenken oder bewusst ein positives Gegengewicht herzustellen. 🙏🍀
Mein Sohn kam auch per geplanten Kaiserschnitt zur Welt und es war der schönste Moment meines Lebens, endlich diesen kleinen Menschen sehen und halten zu dürfen. 🥰 Ich bin mir sicher, dass eine große Last von dir abfällt, wenn du deine kleine Maus in den Armen hältst. ❤️🙏

3

Hallo,

ich hatte auch eine Fehlgeburt und in der folgenden Schwangerschaft 10 Monate Angst um mein Baby. Deshalb habe ich mich schon ganz am Anfang für einen Kaiserschnitt entschieden. Für mich war es die perfekte Entscheidung und ich habe sie auch in den letzten Jahren nie bereut. Wenn du deinem Kaiserschnitt positiv gegenüber stehst, ist das bestimmt auch die richtige Entscheidung. Ich wünsche dir alles Gute und lass dich nicht von den negativen Erzählungen verunsichern, ich fand meinen Kaiserschnitt wirklich super :-).

6

Dein vermisst tut mir leid. Ich weiß wie du dich fühlst 🙏🏻

Im Krankenhaus haben sie mich jetzt ziemlich beruhigt und waren sehr einfühlsam.
Wir haben ausgemacht das wenn sie bis zum 19. nicht kommt das wir sie per Kaiserschnitt holen. Eine Einleitung kam für mich seit Anfang an nicht in Frage deshalb meinte der Arzt dann auch wir müssen garnicht warten wenn sie eh keine Einleitung wollen. Und wenn sie früher kommt und ich es nicht aushalte werden sie auch einen Kaiserschnitt machen, ich muss es nur sagen.

Meine Tante arbeitet in diesem Krankenhaus und sie meinte sie wird dabei sein und mein Mann auch, das beruhigt mich auch das gleich zwei Leute bei mir sein dürfen. Der ks macht mir weniger Angst. Aber weil ich immer eine normale wollte fühle ich mich etwas schlecht.
Aber heute dachte ich mir so es ist Schicksal einfach. Heute ist et und sie ist noch immer nicht da. Und wenn sie bis Mittwoch wartet dann soll es einfach so sein.

Danke für deine schönen Worte 🙏🏻

7

Ich würde dich nicht als Versagerin, sondern als besorgte Mami bezeichnen. Der Weg bis hierher war nicht einfach und du hast nun Angst, dass es jetzt am Ende nochmal schief gehen kann.

Ich finde die Einstellung der Ärzte super! Viele würden dich auf Brechen und Biegen noch zur normalen Geburt überreden wollen. Sie haben deine Angst erkannt und dir gleichen einen KS angeboten.

So oder so, eine Geburt ist kein Zuckerschlecken. Bei der normalen Geburt sind es die Wehen davor, beim KS sind es die Schmerzen danach. Aber eins musst du dir merken: wir Frauen rocken alles! Und bitte denke auch daran: wenn eine Geburt sooooooooo schlimm wäre, würde keine Frau ein zweites Kind bekommen 😋

8

Danke für deine lieben Worte 🙏🏻 Das baut mich unheimlich auf.

Ja die Ärzte und das Krankenhaus kann ich wirklich nur empfehlen. Meine gyn ist nicht drauf eingegangen aber im Krankenhaus waren die ganz anders.

Sie meinten auch falls die kleine vorher kommen sollte ob ich dann auch einen ks möchte. Und weil sie wissen das ich eigentlich eine normale Geburt möchte aber Angst habe haben sie mir empfohlen es dann so zu versuchen aber sobald ich sage nein es geht nicht mehr nehmen sie mich zum ks. Die waren so mitfühlend. Ich bin da wirklich mit einem guten Gewissen raus und mit einem guten Kompromiss.

Das denke ich mir auch immer, wenn es so schlimm ist das man denkt man stirbt gleich warum hat man dann mehr Kinder?
Meine Psychologin meinte mal zu mir das es Frauen gibt die der Meinung sind „umso mehr schmerzen ich habe desto bessere Mutter bin ich“

Ich weiß es nicht werde es bald selber erfahren 😅 heute bin ich zum Glück etwas beruhigter. Ich hoffe ich kann es halten bis es dann soweit ist.

9

Ach du arme. Du bist schon jetzt eine gute Mutter. Egal wie du dein Kind gebähren wirst. Ich verstehe diesen Druck der natürlichen Geburt nicht. Eine Freundin von mir hatte das auch. Sie hat es natürlich versucht, konnte sich aber gar nicht darauf einlassen, denn das gehört auch dazu. Da ich dabei war fand ich die Entscheidung zum KS richtig. Daher versuch es einfach, ich denke, dass man relativ schnell rausfindet ob man sich auf die Wellen einlassen kann.
Ich habe spontan entbunden und das war ein tolles Erlebnis. Es gibt also nicht nur Horrorgeschichten. Manchmal denke ich gescgichten zu Horrorgeburten gehören heute zum guten Ton.

Du schaffst das. Quäl dich nicht zu viel, falls du dich nicht einlassen kannst.

11

Ich kam garnicht mehr dazu dir zu antworten. Danke für deine lieben Worte.
Meine kleine Maus ist mitlerweile da. Und ich bin über glücklich.
Leider war alles noch viel schlimmer als ich es erahnt habe. Aber momentan denke ich das es mich auch stärkt.

Ich bin ab dem Morgen vom ks Termin mit Wehen aufgestanden. Waren eher leicht und wusste erst garnicht das es Wehen sind. Bis ich im Krankenhaus war zum Termin waren sie viel stärker. Sie schauten und mumu war bei 2 cm irgendwie war ich so angstfrei in dem Moment das ich gedacht hab ich schaffe es. Auch die Ärzte haben mich dazu motiviert und die Hebammen. Bis 8 cm habe ich es ausgehalten. Bis 7 cm war es noch irgendwie erträglich. Von 7 auf 8 Hölle pur. Aber es ging trotzdem. War stolz wie Bolle auf mich. Wollte dann die pda. Bekam ich auch. Dannach waren die Schmerzen weg und mein mumu mitlerweile bei 10 cm. Arzt meinte bald ist sie da. Dauert nicht mehr lange. Ich war soooo glücklich. Wäre sie da gekommen wäre es ein positiver geburtsbericht geworden. Sollte aber nicht so sein. Sie ist Richtung „Ausgang“ auch gerutscht. Und dann war stop. 4 Stunden lag ich da mit 10 cm mumu. Grünem Fruchtwasser, Herztöne sackten ab vom Baby. Die Ärztin besteht darauf das sie normal kommt. Ja „noch“ würde es gehen. Ihre Herztöne sacken zwar ab aber geht. Wir sollen Blut von ihren Kopf nehmen. Hebamme war anderer Meinung und ich auch. Hab auf mein Gefühl vertraut. Und als sie sagte „wenn sie noch etwas rutscht dann holen wir sie mit der Glocke“ da war’s vorbei. Seit 4 Stunden war absolut nichts. Das ctg piepste die ganze Zeit weil ihre Herztöne absacken. Da vestand ich auf meinen ks. Hab eine Panik Attacke von feinsten bekommen. Hatte so Angst um sie. Die Hebamme ist zu mir gekommen und meinte das das die beste Entscheidung ist die ich für mein Kind getroffen habe. Und nicht auf die Ärztin höre. Im op waren die Ärzte sehr nett und alle haben mich motiviert. Haben mich aber vorher aufgeklärt das es für mich schwieriger werden wird. Weil sie schon im Kanal sitzt und sie meine Tochter quasie da raus ziehen müssen, und das macht innen einiges Wunder.

10 min später kam meine wunderschöne Tochter zur Welt. Mein Mann und ich waren so erleichtert. Und sooo glücklich.

Ich bin froh das alles vorbei ist. Aber ich bin übelst traumatisierte von der Geburt. Und nach 6 Tagen kann ich noch immer nicht laufen oder mich im mein Kind kümmern. Ich kann nicht mal gerade stehen. Die Schmerzen sind wirklich auf einen anderen Level.

Aber wir haben es geschafft. Jetzt brauchen wir einfach nur Zeit um zu heilen.

Mein Mann sagte auch ich hätte von vorne rein auf mein Gefühl hören sollen und den ks machen lassen sollen. Dann wär alles halb so schlimm gewesen.

Danke für deine lieben Worte ☺️