Finde keinen Weg mehr zu meinem Mann

Ich bin mit meinem Mann seit 20 Jahren zusammen, seit 18 Jahren verheiratet. Wir haben 4 Kinder im Alter von 4, 11, 15 und 18.
Eigentlich haben wir sehr viel gemeinsam erreicht, aber seit einiger Zeit ist extrem der Wurm drin und ich weiß nicht, wie wir zurück finden sollen.
Sein Wesen hat sich so zum Negativen gewandelt. Er motzt ständig herum, weil Tierhaare herumfliegen, weil die Spülmaschine nicht umgeräumt wurde usw. Also wegen Kleinigkeiten. Die Krönung war, dass er nun auch noch über das Essen maulte. Er verhält sich wie ein alter verknatzter Muffel. Dadurch kommt es oft zu Streit - mit mir, weil ich solches Verhalten einfach nicht tolerieren kann, mit seinen Töchtern, weil sie damit auch nicht umgehen können.
Normalerweise machen wir alle etwas im Haushalt, ich kümmere mich um die Wäsche, Grundordnung im gesamten Haus, Staub wischen usw. Die Großen kümmern sich ums Tisch decken, Spülmaschine, die Tiere und die Bäder. Kochen macht jeder Mal. Nur mein Mann zieht sich da immer mehr raus. Er arbeitet im Garten und wischt Mal das Haus durch, räumt die Küche auf.
Es ist dadurch schon wesentlich ordentlich, aber es sieht halt bewohnt aus, nicht geleckt wie im Möbelhaus.
Wir arbeiten beide voll. Mein Mann in Schichten, ich zu festen Zeiten. Ich verdiene das Doppelte von dem was mein Mann verdient.
Wir leben relativ abgesichert dadurch. Allerdings haben wir uns dabei verloren. Wir streiten über m.E. Belanglosigkeiten, führen keine tiefgründigen Gespräche oder teilen unsere Interessen. Er möchte aber immer wieder körperliche Nähe, die ich einfach nicht zulassen kann. Ich mag nicht angefasst werden oder geküsst werden. Ich merke richtig, wie sich eine Mauer um mich herum gebildet hat. Richtig extrem ist es seit dem letzten letzten Urlaub. Da hat er sich so furchtbar verhalten, dass es zum eskalierenden Streit kam. Ich habe da vorgeschlagen, dass wir uns trennen, so dass er vielleicht alleine eher seinen Seelenfrieden findet. Er war dort so bösartig. Er meinte ich wäre total arrogant, hätte Höhe (weil ich seine sexistischen und homophoben Kommentare kritisierte) und sonste was. Ich habe immer das Gefühl, wir sind eine riesige Last für ihn.
Nach einem Tag nachdenken kam er an, entschuldigte sich und machte einfach so weiter .... Versuche nochmals in Ruhe darüber zu sprechen, scheiterten. Er übergeht die Probleme einfach. Ich fühle mich so alleine mit meinen Gefühlen, ich kann nicht einfach mehr dort ansetzen, wo wir vorher waren. Ich kann so keine Nähe zulassen, weshalb momentan die Distanz immer mehr wächst.
Zum einen würde ich gerne das Handtuch werfen, aber dann merke ich, dass mir die Kraft dazu fehlt. Er beteuert, dass er mich liebt, übergeht aber meine Aussage, dass ich ihm nicht mehr vertrauen kann. Er gab zu, dass es ihm nicht gut geht, aber der Bitte zum Arzt zu gehen, folgt er nicht (Depression, Burn Out). Bloß keine Schwäche zeigen ...
Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll???

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Hallo,

ab wann kam dieser "Umschwung" zum Negativen? Ist vielleicht irgendwas Gravierendes passiert? Oder hat sich einfach der monotone Alltag eingelebt?
Als Paartherapeutin kann ich dir folgenden Rat geben: führt gemeinsam eine "Inventur" eurer Beziehung durch. Es wäre besser, das zu zweit durchzuführen, dass das euch als "Team" stärkt und ihr dadurch wieder Nähe aufbaut. Zudem kann das als neues gemeinsames Projekt angesehen werden, was euch ebenfalls enger aneinander binden wird. So wie ich das verstanden habe, will er sich nicht trennen und du willst die Beziehung auch noch nicht aufgeben, richtig? Falls das so ist, dann könnt ihr das zu zweit machen. Macht das am Besten in schöner Atmosephäre, zündet euch Kerzen an, kocht euer Lieblingsessen (du für ihn oder er für dich oder ihr gemeinsam), vielleicht auch nur ein Dessert, macht euch eure Lieblingsmusik an und setzt euch zusammen hin und redet. Fragt euch gegenseitig, was euch in der Beziehung momentan fehlt und was ihr am meisten voneinander braucht. Was braucht ihr um glücklich zu sein? Worauf könnt ihr verzichten? Was wollt ihr Neues ausprobieren (Reisen, Hobbys, Sprache lernen etc.) Welche Bedürfnisse werden momentan am wenigstens gestillt, welche am meisten? Welche Gemeinsamkeiten habt ihr? Wann fühlt ihr euch geliebt voneinander? Wann nicht?
Meistens kann es auch hilfreich sein, eine "Reise in die Vergangenheit" zu machen, holt alte Fotoalben aus oder alte Briefe (oder auch andere materielle Erinnerungen). Was war das schönste Erlebnis für euch? Was war das witzigste? Was war das traurigste? Was möchtet ihr noch entdecken gemeinsam? Was wolltet ihr schon immer mal machen? Wohin wolltet ihr schon immer mal reisen? Etc. Eurer Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt.
Idealerweise seid ihr für die "Inventur" und für den Austausch der Erinnerungen alleine ohne Kinder. Plant zukünftig mehr Zeit für euch ein und lernt euch vielleicht wieder neu kennen. Ladet euch zum Essen ein, geht gemeinsam aus etc. So kannst du auch wieder Nähe zu ihm aufbauen.
Ich hoffe ich konnte dir damit helfen, ich wünsche euch alles Gute!

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So einen richtigen Auslöser gab es nicht unbedingt, zumindest nicht so, dass es als dieser einzuordnen wäre. Er ist als jüngster von 6 Kindern aufgewachsen, mit einem brügelnden Vater. Das sieht er selbst als Ursache, dass er keine weichen Gefühle (Schwäche) nach außen zeigt. Als er 10 war, ist dieser gestorben und er lebte mit seiner Mutter und zwei älteren Brüdern alleine. Als er gerade erwachsen war, wurde seine Mutter zum Pflegefall und starb einige Jahre später. Als seine Mutter starb, habe ich ihn einmal mit Tränen in den Augen gesehen, dann nie wieder. Wir klebten damals wie Pech und Schwefel zusammen, gingen gemeinsam reiten, vereisten, planten eine eigene Familie, renovierten das alte Haus, bauten sozusagen unser Nest.... Ich hatte eine ähnliche wenig leichte Kindheit, weswegen ich damals mehr Selbstzweifel als Selbstbewusstsein hatte. Er motivierte mich, mein Studium durchzuziehen. Ich machte Weiterbildungen und fortführende Qualifikationen. Er hing dagegen beruflich in der Sackgasse. Seine Abteilung schloss, er wurde in eine andere Abteilung fern von seinem Beruf gesteckt, dafür aber Schichten. Dort hat er einen blöden Kollegen (dauerunzufriedener Reichsbürgeranhänger), der ihn mit allen möglichen politischen Kram per WhatsApp zuspamt. Mit Corona erreichte es unerträgliche Ausmaße. Ich habe ihn unterstützt bei der Suche nach was anderem und beim Schreiben von Bewerbungen... Leider ergab sich nichts besseres.
Über all diese Dinge haben wir gesprochen und ich meine Sicht geschildert. Wenn ich Glück habe, hört er zu. Meist fühlt er sich, als wollte ich ihn als Sündenbock hinstellen.... Er hört einfach nicht richtig zu... Ich weiß nicht, wie man so wieder emotionale Nähe aufbauen soll.
Unseren Traumurlaub, den wir viele Jahre vor uns her geschoben haben, konnten wir dieses Jahr endlich realisieren. Und dann ist es dort so eskaliert... Ich bin zutiefst enttäuscht.

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Als ich grade deinen Text las, dachte ich kurz, wir führen das exakt gleiche Leben mit dem exakt gleichen, grumpy Ehemann.
Ich verstehe dich also wirklich zu 100 Prozent, stecke in der gleichen Situation und sehe grade die Trennung auf uns zu rollen...
Wir haben ebenfalls vier Kinder aber noch deutlich kleiner. Wir arbeiten beide 30 Stunden und ich verdiene dabei ebenfalls mehr als er, wobei das unwesentlich ist bei unserem Einkommen, finde ich.
Und generell kann ich eben nicht nachvollziehen, warum er permanent so ein Stinkstiefel ist. Das wurde/wird bei ihm auch schlimmer, je älter er wird. Einsicht? Niemals. Der Herr ist fehlerlos. Ich bin in den letzten Monaten und Jahren wirklich oft auf ihn zugegangen und habe ihm ganz offen mein ganzes Herz ausgeschüttet und alles was passierte war, wie bei euch, ein "Sorry, ich ändere mich" und dann ging es weiter wie bisher.
Er spricht generell kaum aber zieht alle mit seiner Art runter. Er hat angeblich immer "nichts". Mehr als fragen kann ich ja nicht...
Dass er offensichtlich mieseste Laune hat ist scheinbar "nichts". Er meckert aber gern über alles, alles ist so schwierig, so schlecht, so blablabla.
Und dann probiert er, genau wie dein Mann, sich anzunähern und wundert sich, dass ich abblocke?!
Erst vor zwei Tagen sagte ich ihm, dass ich für intime Nähe erstmal emotionale Nähe bräuchte! Und dass er von dem was er gerne hätte (Sex) wir Lichtjahre entfernt sind derzeit. Er zeigt ein wenig Einsicht... naja das hält in der Regel nicht lange an.
Auch ich habe nun schon zwei Mal im Streit die Trennung angesprochen und ihn gebeten, zu gehen wenn er dieses Leben (die meisten würden sich so ein Leben wohl wünschen!) SO schrecklich findet. Dann kriegt er Schiss. Und ich Blumen. Und dann gehts weiter wie bisher.

Ich weiß nicht, was ich dir raten soll... aber ich fühle sehr mit dir. Und derzeit sehe ich persönlich kaum Chancen für uns und ich glaube auch, dass es den Kindern und mir wahnsinnig guttun würde, wenn er für eine Weile verschwinden würde damit wir dieser ständigen Luftverpestung mal entfliehen können.

"Ich habe immer das Gefühl, wir sind eine riesige Last für ihn."
So geht es mir auch. Langsam glaube ich auch, dass es wirklich so ist!

Alles Gute und viel Mitgefühl einfach von mir!

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Ich habe hier auch einen Thread eröffnet "Mein launischer Mann".
Das was du beschreibst erlebe ich leider auch sehr oft- insbesondere meine Kinder.
Mir tut das sehr leid und auch ich frage mich ständig was wir auszuhalten haben an dem es immer soviel Kritik gibt.
Bei uns sind es angeblich die anstrengenden Kinder und ich, die sie so verwöhnt und sie dadurch so auf mich fixiert sind. Das sie aber nur zu mir kommen weil er für sie gar nicht präsent ist oder oftmals launisch reagiert, das sieht er nicht.
Auch an anderen Dingen findet er stets was auszusetzen.

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Oh, man. Das tut mir leid, dass es dir auch so geht.
Ich hoffe, dass es kein Altersphänomen ist und es irgendwie eine Lösung gibt...
Beides fühlt sich gerade blöd an: gehen bzw. bleiben - keine Ahnung, was richtig ist...

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Vermutlich mache ich mich jetzt unbeliebt, aber es geht hier ja nicht drum sich gegenseitig zu bauchpinseln, sondern darum, dass man neue Sichtweisen kennenlernt und evtl. Dinge besser versteht. Ich kann natürlich unrecht haben, habe ja nur einen kurzen Text von einer Person vor mir.
Also.
Ich fange dann mal an. Ich rede erstmal aus meiner eigenen Perspektive, wie ICH mich vermutlich fühlen würde in der Situation. Vier Kinder sind schon eine Hausnummer. Mit Vollzeitjob, Haus und Partnerschaft und sich selbst stelle ich mir das alles wahnsinnig anstrengend und kräftezehrend vor, vor allem auch in diesen Altersabständen. Kaum ist einer aus dem Gröbsten raus, kommt schon der Nächste. Alle sind in völlig unterschiedlichen Entwicklungsstufen und jeder bringt so seine altersbedingten Problemchen mit sich. Alles muss extrem gut organisiert werden, und dann noch der Haushalt, der sicher mehr geplant werden muss als meiner mit einem Kind.
Das Ganze neben einem Vollzeitjob?
In meiner Vorstellung bleibt man selbst da eine ganz schön lange Zeit ganz schön auf der Strecke. Abgesehen von der Partnerschaft.
Vielleicht ist er inzwischen damit einfach überfordert?

Ich gebe ehrlich zu, ich habe ein Kind und merke schon, dass das Auswirkungen hat auf die Partnerschaft.

Wollte er selbst denn auch so viele Kinder?
Wie sieht denn insgesamt euer normaler Alltag aus? Ist da noch Zeit zum Verschnaufen für jeden?
Vielleicht ist ihm mit dem Jahren als über den Kopf gewachsen und er traut sich nicht es zu sagen?

Vielleicht hat es auch damit gar nichts zu tun und es gibt völlig andere Gründe.

Nur eine Idee.

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Ja, er wollte die Kinder. Nach dem zweiten hatte er immer wieder mit dem Thema 3. Kind angefangen. Das 4. hatte sich eingeschlichen. Wir hatten da ausführlich gesprochen, was das bedeutet und ob wir uns das zutrauen.
Im Grunde kümmere ich mich zum größten Teil um die Kinder. Hausaufgaben, Seelentröster, Berufsberatung ... Alles ich. Kleidung und Schuhe kaufen, Geschenke... Ich. Den Kindern zuhören, Spielen, Entwicklung fördern .... Ich. Eigentlich hat er wenig zu tun mit den Kindern. Wenn er sich kümmert, dann nur um die Kleine. Die bringt er in die Kita oder holt sie ab, je nach Schicht.
Er arbeitet immer am Grundstück oder sitzt auf dem Sofa mit dem Handy in der Hand.
Früher sind wir immer abends noch eine Runde gemeinsam gelaufen und am Wochenende waren wir radeln oder wandern. Wenn ich jetzt wandern vorschlage: "Dazu sind wir heute zu spät aufgestanden", "Ach, da müssen wir ja wieder nur die Kleine schleppen"...

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Auch hier per Ferndiagnose klingt es für mich bei ihm wie ein Anerkennungsproblem.

Er hat sein Leben lang sein bestes gegeben, dich bei deinem Studium und dein Weg unterstützt, 4 Kinder großgezogen, einen frustrierenden Job durchgehalten und jetzt ist er mittleren Alters und hat immer noch diesen frustrierenden Job mit wenig Gehalt, sehr viel dreht sich um die Kinder, seine Frau findet ihn homophob und sexistisch, will keine Nähe zu ihm, kurz um - ich glaube, er fühlt sich irgendwo wie ein Versager. Und da er das so nicht aussprechen kann, weicht dieses Gefühl als Wut und Frust heraus.

Ich glaube, er hört dich schon. Ich glaube, sein Leid kommt nicht so nach außen an.

Vielleicht hilft jemand drittes in Form einer Paarberatung, der das Gespräch zwischen euch führt, da könnt ihr beide vielleicht mehr Raum über eure Seite zu sprechen.

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Ja, so könnte es aus seiner Sicht aussehen.... Nur habe ich keine Ahnung, wie man aus diesem Teufelskreis wieder rauskommt. Ich habe ihm nach dem letzten großen Streit erklärt, was ich an ihm schätze, warum ich mich in ihn verliebt hatte usw. Also welche Seiten ich toll an ihm finde/ fand. Problem ist, er zeigt diese nicht mehr.
Unsere Große ist eher dem gleichen Geschlecht zugewandt... Wenn er dann über fremde Menschen, die er nicht kennt, sich äußert mit "die Schwuchtel" oder "man, sieht das schwul aus" oder aber auch unsere Großen irgendwelche Typen schmackhaft machen möchte, dann hinterlässt dies einen sehr bitteren Beigeschmack. (Siehe homophob)
Und wenn er seinen Rappel hat, kommen auch so Sprüche "Ich darf dich anfassen wo ich will, du bist meine Frau" usw. da springen bei mir die Sicherungen raus...

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Die Sprüche sind einzeln genommen katastrophal, aber du kennst ihn ja länger und du kennst seine Wertevorstellungen und wie er tickt. Und wenn so was einmalig vorkommt, dann würde ich eher als einen schlechten Spruch werten und nicht seine gesamte Person dafür verurteilen.

Gerade bei der Homosexualität kann ich mir auch vorstellen, dass es die eigene Unsicherheit ist mit dem Thema umzugehen und das richtige Maß zu finden.

„Also welche Seiten ich toll an ihm finde/ fand. Problem ist, er zeigt diese nicht mehr.“

Es gibt ihn doch tieferliegend als nur die „Seiten“, die er auf der Oberfläche zeigt. Wertevorstellungen, Familiensinn bleiben doch auch in den schlimmsten Zeiten unverändert. Gibt es eine Konstante an Anerkennung, die du seiner Person gegenbringen kannst?

Ich denke, dass eine Paartherapie helfen könnte. Vielleicht möchtet ihr euch dort eine Chance geben?

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Klare Ansage: entweder er geht zum Arzt und zeigt Stärke (ja, früher dachte man anders, aber ich sehe es als Schwäche an, seine Familie fertig zu machen, weil mann zu feige ist zum Arzt zu gehen, um einem alten Muster folgend "nicht schwach" zu sein)

oder Trennung.

Selbst hast du nur die Wahl zwischen: dauerhaft mitmachen (er wird nichts ändern, weil du bleibst ja) oder gehen.

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Ich denke ja auch, dass er mitten in einem Burnout steckt. Dieser mangelnde Antrieb, immer nur alleine Herumwerken und permanent schlechte Laune.
Ja, er hat einen tüchtigen Rucksack zu schleppen. Aber ich denke, er kann mit einer Therapie diesen Rucksack auch endlich leichter machen. Das was da immer wieder durchbricht, zeigt mir schon, dass er noch nicht abgeschlossen hat. Da brechen so infantile Muster durch... Das Kind in ihm hat keinen Frieden gefunden.

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Das mit dem zum Arzt gehen kann aber auch gehörig nach hinten losgehen. Das heißt nicht, dass es nicht der beste Weg für ihn wäre und dass du das deswegen nicht zulassen solltest, aber da kommt es auch ein bisschen auf den Therapeuten an, finde ich. Ich kenne ein paar Leute, die nach einer Therapie in die andere Richtung abgedreht sind, weil sie für sich erkannt haben, dass sie sich mehr um sich kümmern müssten und sind ins andere Extrem gekippt und waren eine ganze Weile nur noch auf dem Egotrip. Das ist jetzt sicher dass letzte was du gebrauchen kannst, sonst wirst du auch noch krank. Du musst hier wohl auch an dich denken.

Und dann wird vielleicht noch mehr Arbeit an dir selbst hängen bleiben. Das funktioniert halt bei so einem Haushalt wie ihr ihn habt einfach auch nicht. Hier müssen beide ran. Die Kinder sind da, das Haus auch, Geld muss auch verdient werden. Es gibt hier nirgendwo Spielraum ihn weiter zu entlasten, wenn du eh schon alles machst und er sich mit seinen wenigen Aufgaben schon überfordert fühlt.

Das klingt alles in Allem wirklich bitter und mir fällt keine Lösung ein. Es klingt, als sei er maßlos überfordert mit dem allen, aber er hat es mitentschieden, dass es so sein soll wie es ist. Weitere Entlastung für ihn ist im Alltag wohl kaum möglich, auch nicht für dich. Es dauert noch einige Jahre, bis etwas Ruhe einkehrt und die Kinder größer und selbständiger werden. Da muss er wohl oder übel jetzt irgendwie durch, wenn er dich und seine Familie nicht hängen lassen will. Es wird wohl auch nichts nützen, wenn du ihm sagst, was einmal war mit euch, denn das ist lange her und die Gegebenheiten sind heute völlig andere als zu Beginn eurer Beziehung.

Vielleicht wäre hier eine Paartherapie die bessere Lösung. Wo auch du deinen Standpunkt sagen kannst und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden kann.

Ich wüsste nicht, was eine Einzeltherapie von ihm für die Familie von Nutzen sein sollte. Und die gibt es eben auch, nicht nur ihn. Wenn er ein Burnout hat, wonach es klingt, dann gibt es doch nur den Weg, dass er sich mehr aus der Verantwortung ziehen kann, mehr für sich alleine tut. Da wird wohl auch ein einzelner Tag jetzt nichts (mehr) nutzen. Das hätte es vielleicht vor ein paar Jahren.

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Kommt mir so bekannt vor.
Hier ähnlich, weniger schlimm, allerdings haben wir nur ein Kind.
Er würde nie am Haushalt, am Essen o.ä. meckern. Aber diese generelle Dauerunzufriedenheit!
Er kommt von der Arbeit heim, stellt sich in den Türrahmen und stöhnt erstmal.
Wir arbeiten gleich viele Stunden (vor dem Kind vollzeit, jetzt etwas reduziert), haben eine kleine Wohnung, keinen Garten, keine Tiere, kein Auto.
Ich weiß das sehr zu schätzen, dass wir ja weniger Verpflichtungen haben und eigentlich ein tollen Alltag leben könnten (ich meine nix besonderes, aber auch mit Kind kann man tolle Ausflüge machen, spontan ein Wochenende in die Berge...), aber dieses Gejammer zieht mich so runter. Dauernd müde, Ohrenweh, "ich leg mich kurz hin" und dann liegt ein erwachsener Mann nach seinem Bürojob den ganzen Abend im Bett und schaut Facebook durch...
Wenn ich mir vorstelle, wir hätten mehrere Kinder oder müssten uns nach der Arbeit noch um einen Garten kümmern!

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Ähnliche Situation hier. Bürojob, kommt heim und sitzt dann aus der Couch mit dem Tablet bis er ins Bett geht.