Ich mache mir Sorgen um meinen Mann.....

......und kann das alles auch gar nicht richtig einordnen.

Puh, wie fange ich an. Vor ca 1,5 Jahren ist mir aufgefallen, das wir öfter Zickereien wegen vergessenen Terminen oder Erledigungen hatten. Seine Aussage "Das hast du mir nicht gesagt." hat mich immer auf die Palme gebracht, natürlich auch umgekehrt.

So, jetzt hatte ich aber auch vor ein paar Jahren einen leichten Schlaganfall, bei dem ich mächtig Glück hatte und schlußendlich nur mein Kurzzeitgedächtnis etwas "träger" geblieben ist. Es hätte also gut sein können, das er recht hatte. Da sich solche Vorfälle immer mehr gehäuft hatten, bin ich dazu übergegangen mir kurze Notizen zu machen (zB Termin mitgeteilt, wann mitgeteilt für mich notiert). Eigentlich bin ich davon ausgegangen, das es wirklich an mir liegt. Zu dem Zeitpunkt hätte man das alles auch noch unter "Alltagschaos" verbuchen können. Er weiß nicht, das ich mir dazu Notizen mache, ich habe sie nie als "Beweismittel" genutzt. Ich habe festgestellt, das es sein Problem ist, am Anfang zu ca 75%, mittlerweile zu fast 90%. Wenn ich ihn darauf anspreche, dann wird er zickig, leugnet, dreht den Spieß einfach um. So kenne ich ihn nicht. Ich kenne es wohl, das er gerne anderen die Schuld gibt wenn etwas schief läuft, keine schöne Macke, aber immer in einem annehmbaren Rahmen und nicht mir gegenüber.

Aktuell baut er (45 Jahre alt) etwas in unserem Garten, ich kenne seine handwerklichen Fähigkeiten sehr gut. Was er dort baut, das ist eigentlich eine Kleinigkeit für ihn. Er hat Urlaub, ich noch nicht, hatte aber gestern nachmittag frei. Also habe ich mich auf die Terrasse gesetzt und ihm zugeschaut. Unsere Tochter kam gestern schon ganz geknickt zu mir und sagte, das er irgendwie komisch ist, sie nicht mitmachen darf (wie sonst immer), das er sie sogar angemotzt hat. Das kenne ich nicht von ihm, sie auch nicht. Naja, da saß ich nun und schaute ihm zu. Diese Bilder gehen mir nicht mehr aus dem Kopf und ich bekomme echt Angst das etwas mit ihm nicht stimmt. Man hatte das Gefühl, das er so etwas noch nie gemacht hatte. Er hat sich zigmal vermessen, stand Ewigkeiten davor und man hatte das Gefühl, das er gar nicht weiß, was er gerade macht und was als nächstes kommt. Überall lag Werkzeug und Material herum (okay, das ist für ihn nicht ungewöhnlich), aber das er ständig über etwas stolperte, das habe ich noch nie beobachtet. Meine Tochter hat mir berichtet, das er mehrmals am selben Tag in den Baumarkt gefahren ist, wir haben keinen um die Ecke, auch das ist neu. Und sie saß neben mir und fragte, ob Papa vergessen hat, wie man baut....also ist es auch ihr massiv aufgefallen. Gestern Abend wollte er noch weg, als das Kind im Bett war habe ich mir das alles draußen mal genauer angeschaut. Ich war entsetzt, es fängt mit absolutem Pfusch beim Bau selber an und hört damit auf, das alle Maschinen noch rumstanden....sie sind eigentlich sein Heiligtum. Es nieselte schon, also habe ich ne Plane drüber geworfen. Ich kann das nicht egnauer beschreiben, als das man das Gefühl hatte, das nicht mein Mann dort im Garten gearbeitet hatte, sondern jemand der noch nie Werkzeug und Material in der Hand hatte. Das da draußen war nicht mein Mann, wie ich ihn kenne!

Mir ist schon oft im letzten Jahr aufgefallen, das er Zeiträume nicht mehr im Kopf hat. Ganz einfaches Beispiel, die Kaffeemaschine entkalken. "Das habe ich doch vor ein paar Tagen gemacht." "Nein, das war als deine Mutter hier war, das war vor 4 Wochen." "Meine Mutter war letztes Wochenende hier." "Nein, schau auf den Kalender, X hat eingetragen wann Oma kommt." Er schaut, und sagt: "Das hast sie falsch eingetragen!" Dann hole ich mein Handy raus, zeige ihm ein Foto von dem Tag. Dann kippt seine Stimmung und er wird zickig, grummelt vor sich hin.
Freunde haben mich schon angesprochen, das er sich verändert hat, das er Verabredungen vergessen hat. Mit einem Kumpel wollte er was bauen, als mein Mann bei ihm ankam, wusste er nicht (mehr?) das er helfen wollte.

Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen, immer mehr Szenarien kamen mir in den Kopf, wo ich das Gefühl hatte, das etwas nicht mit ihm stimmt. All das kann man nicht mehr auf Streß schieben oder sonstige Erklärungen, Rechtfertigungen gelten lassen.

Ich weiß, es werden jetzt Gespräche fällig, da er aber schon bei Kleinigkeiten mittlerweile zickig wird (auch das ist neu, rausreden klar kenne ich, aber nicht auf diese Art).....es ist da erste Mal in unserer 10jährigen Ehe, das ich nicht genau weiß, wie ich ins Gespräch gehen soll. Ich kann das ja selber alles nicht wirklich einordnen. Irgendwas passiert gerade mit meinem Mann und langsam bekomme ich Angst. Seine Oma und sein Vater hatten Demenz, aber erst im höheren Alter, soweit mir bekannt ist. Beim Vater denke ich allerdings eher, das es am vielen Alkohol lag.

Ich musste das jetzt mal alles aufschreiben, ich werde in den nächsten Tagen auch nicht viel Zeit haben hier vorbei zu schauen. Aber vielleicht hat ja jemand eine Meinung, eine Idee dazu.

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Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut, dass du dir solche Sorgen machst. Ich les dich so gerne hier.

Habt ihr einen Hausarzt? Kannst du mit dem sprechen und dann für deinen Mann und dich Check up-Termine vereinbaren?
Vielleicht lässt sich dein Mann auf ein lapidares "Wir sind nun Ü40, wird mal Zeit für nen TÜV" erst mal leichter ein und Hausärzte sind erst Mal ein guter Ansprechpartner. Der könnte ihn dann ggf. zum Neurologen überweisen.

Eine Alternative zu körperlichen Erkrankungen wäre ein massives Problem, was die geistigen Kapazitäten deines Mannes in Anspruch nimmt. Hat er vielleicht etwas, das ihn quält?

Alles Gute dir und euch!!!!

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Hey :). Du machst sehr detaillierte Beobachtungen.

Kurz zusammengefasst: Dein Mann sollte dringend zu einer Neurologin und zu einer Psychologin zur Abklärung.

Das kann unterschiedlichste Ursachen haben, auch relativ harmlose, sollte aber unbedingt ernst genommen werden.

Ich kann mir vorstellen, dass es wahrscheinlich nicht leicht wird ihn davon zu überzeugen. Ich würde in Ruhe das Gespräch suchen und vermeiden zu viele konkrete Fälle anzusprechen (das könnte schnell eine Verteidigungshaltung auslösen), sondern deine Beobachtungen eher allgemein beschreiben. Sag, dass du dir Sorgen machst und dass du möchtest dass es euch beiden langfristig gut geht und er deshalb diese Abklärungen nicht nur für sich sondern für seine Familie machen soll.

Es gibt diverse Krankheiten bei denen man mit Medikamenten keine Verbesserung mehr bewirken kann aber den Verlauf aufhalten/verlangsamen. Daher ist eine Untersuchung so früh wie möglich wichtig. Falls er sich quer stellt würde ich evtl selbst bereits Termine bei Spezialistinnen abmachen da die ja oft lange Wartezeiten haben und in der Zwischenzeit weiter versuchen zu überreden.

Ich vermute mal, es ist ihm selbst auch bereits aufgefallen. Aber so etwas wahrhaben zu wollen ist sehr schwierig.

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dein Mann sollte dringend mal zum Arzt, solche Sachen sehe ich an meinem Vater, der ist aber mitte 80

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Ich wäre an deiner Stelle auch besorgt. Einzeln ist das alles erstmal nicht schlimm, aber in Summe ist es doch heftig. Und grade dass er es so vehement leugnet, ist für einige Krankheiten nicht untypisch.

Ich würde ganz dringend mit ihm reden! Dass du dir wahnsinnige Sorgen machst und wirklich Angst um ihn hast! Dass du ihm keine Vorwürfe machst, aber er bitte dringend zum Arzt soll, am besten geht ihr zusammen. Dass du ihn liebst und nicht verlieren willst!

Denn wenn man frühzeitig handelt, kann noch einiges gestoppt oder verbessert werden.

Falls auch Freunden die Veränderung aufgefallen ist, wäre es gar nicht verkehrt, wenn die es ihm auch Rückmelden. Dann sieht er, dass alle diese Veränderung spüren und handelt vllt eher!

Alles Gute euch!

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Ich schließe mich Birkenhexe an. Versuche einen Doppel-Checkup beim Hausarzt zu vereinbaren und ihn vorher darüber zu informieren, was Dir auffiel.
Hatte selber einen Mann mit div. Problemen nach Schlaganfall, aber der war nicht halb so vergesslich.
Es können Durchblutungsstörungen sein, irgendwelche Mängel, die man behandeln kann, ich gehe nicht gleich vom Schlimmsten aus. Der Mann muss aber dringendst untersucht werden.
LG Moni

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Dein Mann sollte wirklich mal zum Arzt, aber vielleicht nicht direkt zum Spezialisten, sondern zum Hausarzt, denn er ist jetzt genau im Alter für Schilddrüsenprobleme, welche man ohne Probleme anhand der Blutwerte bestimmen kann. Auch ist man(n) ja meist eher gewillt einfach einen Checkup beim Allgemeinmediziner zu machen als direkt zum Neurologen oder Psychologen geschickt zu werden, weil man „ein Rad ab hat“.

Falls dies nichts ergibt, dann wird er ja wahrscheinlich eine Überweisung zur genaueren Abklärung bekommen.

Problem ist halt, dass er einsehen muss, dass etwas nicht stimmt.

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Ich würde ihn bitten zum Arzt zu gehen und sich durchchecken zu lassen.
Wenn er es nicht für sich macht, dann für sein Kind. Auch er trägt die Verantwortung für seine Tochter. Deshalb sollte er nicht die Augen vor seinen Problemen verschließen.
Auch würde ich ihn daran erinnern, dass bereits sein Vater und seine Oma Demenz hatten. Darum sollte er das unbedingt abklären lassen.
Sollte nichts dabei rauskommen wäre das natürlich das A und O.
Dann liegt der Hund woanders begraben und ist mit einem Check und der richtigen Diagnose vielleicht ganz einfach zu beheben. Nur er muss handeln. Das ist er seiner Tochter schuldig.
Wie alt ist euer Kind? Vielleicht nützt es etwas, wenn eure Tochter mit ihm redet?
Mit ihr geht er doch auch zum Arzt, wenn es notwendig ist. Und nun ist es eben notwendig, dass Papa zum Arzt geht. Hmm, vielleicht erweichen ihn die Worte von ihr?

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Hey!

Es tut mir auch leid, dass du in dieser Situation bist.
Das nachlassende Zeitgefühl, nicht mehr in der Lage sein zu bauen, zig mal zum Baumarkt fahren zu müssen- das klingt leider nicht gut.
Auch, dass sich bestehende, schlechte Eigenschaften verstärken. Ohje.

Du hast absolut recht mit dem, was du sagst.
Ruf deinen/euren Hausarzt an und besprich mit ihm deine Beobachtungen. Er ist nun der erste Ansprechpartner und hat vielleicht Tipps auf Lager, wie man am besten mit deinem Mann umgeht. Oder kann ihn zum Spezialisten überweisen.
Möglicherweise kommt er zum Hausbesuch vorbei, um mit euch beiden zu sprechen.. Wenn du deinen Mann nicht mit in die Praxis bekommst. Aber der erste Weg sollte nun zum Hausarzt gehen.

Mein Vater war plötzlich ähnlich drauf. Von uns Kindern wollte er nichts annehmen- erst, als seine Freunde ihm sagten, dass er schlecht aussehe, ging er zum Arzt. Es war dann Darmkrebs, durch den sein HB-Wert im Keller war. Das Ganze ist nun zig Jahre her und meinem Vater geht es wieder gut.

Soll heißen: Gibt es Leute, deren Feedback er eher annehmen würde? Ein Bruder, Freund?
Auch gibt es die Chance, dass es etwas ganz anderes sein kann, auch wenn Demenz schon irgendwie naheliegt.
Euch alles Gute!

Liebe Grüße
Schoko

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Hallo,
ich kann inhaltlich gar nichts beitragen. Aber ich habe deinen Text gelesen und er ist mir sehr nahe gegangen. Deine Sorge ist so spürbar und das tut mir sehr Leid für dich. Ich drücke die Daumen, dass sich alles irgendwie als mehr oder weniger harmlos herausstellt und du deine Sorgen bald loslassen kannst.