Kann ich als Ehefrau meinen Mann einweisen lassen?

Hallo Ihr Lieben!!

Mein Mann hat nach einem Jahr Therapie und diverser Tabletten endlich die richtige Diagnose bekommen. ADHS! Und nun hat er das dritte Medikament innerhalb von sechs Monaten bekommen. Über die Nebenwirkungen und Weschelwirkungen brauchen wir nicht reden.

Es ist für mich echt anstrengend und mein Verständnis für seine "Launen" schwindet immer mehr. Denn jedes Mal kriege ich zu hören: "Du hast keinen Respekt vor meiner Krankheit", "Du musst nur zwei Wochen durchhalten, dann hat das Medikament angeschlagen" und so weiter.

Es ist so zermürbend. Und jedes Mal ist das Medikament heftiger und macht es alles irgendwie noch schlimmer.

Mein Mann möchte gerne in eine Klinik. Zumindest hat er das jetzt schon zwei Mal gesagt. Doch dann ändert er seine Meinung wieder. Das macht mich wütend. Denn ich bin überzeugt, dass das genau das Richtige ist und Ihm dort besser geholfen wird.

Nur die Therapie und die Tabletten sind nicht wirklich ausreichend. Dafür ist das alles zu viel. Und ich bin auch der Meinung, dass die ganzen Medikamente nicht gut sind und dass er erstmal einen Entzug braucht.

Kann ich nun hingehen und Ihn einweisen lassen? Habe ich das Recht?

Vielleicht hat ja jemand einen Rat.

Danke und liebe Grüße

Jenny

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Nein, kannst du nicht.

Gegen den eigenen Willen kann man nur eingewiesen werden, wenn eine erhebliche Gefahr für die Person selbst oder die Personen im Umfeld besteht und diese Gefahr nicht durch eine ambulante Behandlung abgewendet werden kann. Und das ist nach deiner Schilderung ganz eindeutig nicht der Fall.

Und auch dann muss das ganze amtlich gemacht werden, das geht nicht, nur weil ein Angehöriger es für sinnvoll empfindet. Da sind das Ordnungsamt, Ärzte, Verfahrenspfleger und Richter mit eingebunden.

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Danke dir, für deine Antwort!

Na ja ich habe nicht alles geschrieben. Er ist schon zeitweise eine Gefahr für andere und sich selbst. Ich denke da besonders an unsere Kinder. Die kriegen ja leider alles mit. Aber das ist eine sehr lange Geschichte.

Er hat mich heute zumindest schon mal gebeten, Ihn nächste Woche zu seinem Arzt zu begleiten. Mal sehen was wir da erreichen können.

Trotzdem danke!

Viele Grüße Jenny

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Es ist super, dass er dich mit einbindet. Ich denke, da besteht dann durchaus Hoffnung, dass du ihn zu seiner Einweisung bewegen kannst, früher oder später. Ich drücke auch alle Daumen, dass ihr das auch so geregelt bekommt.

Unter die Selbstgefährdung fällt zum Beispiel konkrete Suizidgefahr, Verweigerung von lebensrettender Behandlung, Verwahrlosung oder Gefahr von Verhungern, Erfrieren oder ähnliches. Das ist bei deinem Mann vermutlich nicht der Fall.

Die Fremdgefährdung ist etwas konkreter, und lediglich auf wirklich akute Situationen bezogen. Die alleinige "Neigung" zu Agressivität oder ein risikofreudiges Verhalten reichen nicht. Sprich, erst wenn er anfängt, euch (oder andere) körperlich anzugreifen oder die Wohnung zertrümmert, oder du davon ausgehst, dass das oder ähnliche drastische Sachen aufgrund seiner Stimmung in absehbarer Zeit (in den kommenden Stunden oder Tagen) geschieht, dann könntest du das Ordnungsamt rufen, die Situation schildern und das Ganze vielleicht ins Rollen bringen.

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ADHS ist eine Krankheit für die man sich in eine Klinik einweisen lassen muss??

Das hab ich tatsächlich noch nicht gehört.

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Also bei meinem Mann kommt noch ein bisschen was dazu! ;)

Depressionen, eine sehr schlechte und schlimme Kindheit, die nie wirklich aufgearbeitet wurde und noch einige andere Begleiterscheinungen.

Mein Mann hat dazu auch noch ein ziemlich schlimmes Suchtverhalten. Energie Drinks, Online Spiele in die er einen Haufen Geld investiert hat, ohne das ich es wusste.

Und bis vor zwei Monaten war die Diagnose auch noch "Impulsive Persönlichkeitsstörung".

Das alles zusammen und die vielen verschienden Medikamente die er jetzt bekommen hat, ist schon nicht ganz ohne. Und auch sein Therapeut findet die Idee nicht verkehrt.

Aber ich weiß leider nicht, ob es tatsächlich möglich ist eine stationäre Behandlung zu machen.

Viele Grüße Jenny

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Okay, angesichts der ganzen Thematik die sich da oben drauf setzt, ist es verständlich.

Engeriedrinks, Onlinespiele und Depression, und ADHS - das ist doch alles völlig kontraproduktiv. Weißt du was mir dazu einfallen würde: halbes Jahr in einer Holzhütte in Sibiren ohne Strom und Heizung, Holz hacken, fischen gehen, Brot über dem Feuer backen. Dann wären sicher die meisten Symptome gleich weg. Da hätte der Mann richtig was zu tun, wenn er nicht hungern und frieren wollte. Das Leben hätte plötzlich einen Sinn.

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dazu gehört psychologische Behandlung und auf Anraten kann eine Einweisung oder Kur oder Therapie verschrieben werden...

Schritt 1 wäre vermutlich abseits der Medikamente wohl auch erst einmal eine Art regelmässige Therapie, oder?

Ohne zum Arzt zu gehen, wird hier wohl nix zielführendes passieren....

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Er geht regelmäßig zur Therapie. Jede Woche eine Stunde. Und alle 4 Wochen begleite ich Ihn und wir sprechen gemeinsam mit dem Therapeuten über Fortschritte und Rückschritte.

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Hallo,
ist dein Mann bei einem Arzt in Therapie?
Ein Neurologe oder Psychologie sollte schon erkennen, wann ein stationärer Aufenthalt notwendig ist.
Selbst ein guter Gesprächstherapeut ist dazu in der Lage. Dieser kann dann zwar nicht überweisen, aber zumindest den Rat weitergeben und vermitteln.
Alles abhängig davon, dass der Klient ehrlich ist in den Sitzungen.
Allerdings geht dein Mann ja auch noch arbeiten, also würde ich sagen, bekommt er ja noch Alltägliche Abläufe hin.

Die Kombination der Symptome und Erkrankungen manchen das alles natürlich sehr erschwert. Die Mitarbeiter vom Klienten ist das A und O.

Gerade bei der Einstellung der Medikation.
Das ihr gemeinsam einen Termin beim Arzt habt, ist eine gute Idee.

Genau da würde ich dran bleiben und auch keine Kompromisse eingehen.
Alles Gute
PS: Entmündigen kannst du ihn natürlich nicht.

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Wenn er ADHS hat sollte er dringend einen Arzt finden, der sich damit auskennt!

Ich selbst habe ADHS und seit ich das Medikament nehme, geht es mir besser. Zum Glück habe ich das passende sofort gefunden.

Entzug gibt es da nicht, weil es sofort wirkt. Wenn ich mal krank bin, habe ich keine Entzugserscheinungen.

Allerdings ist wichtig, dass es eine Begleittherapie gibt. Aufklärung was ADHS ist und Begleittherapie um das, was bisher schwer fiel, nun mit Medikament besser koordinieren zu können. Ebenso eine Kontrolle der Medikation. Richtiges Medikament, richtige Dosierung usw.

Kliniken bei Erwachsenen mit ADHS #schock
wenn man Glück hat, können sie das Medikament verschreiben. Auskennen tun sich die meisten Kliniken nicht! Da kommen dann alles mögliche an anderen Diagnosen auf, die dann mit anderen Medikamenten behandelt werden, die bei ADHS kontraproduktiv sind oder ADHS-ler soll sich so verhalten wie ein Depressiver, damit man in die Schiene passt, die bekannt ist und behandelt werden kann.

Als ich sehr schwer krank wurde, hatte ich meine ADHS Diagnose schon. Zum Glück, sonst wäre ich in den Kliniken mit Medikamenten vollgepumpt worden. Meine Hilfe war eine Person vom Fach, die mich vorher schon aufgeklärt hatte und die den Ärzten in der Klinik gegüber als gleichwertige Fachperson respektiert wurde.

Wie kommt es, dass das Medikament heftiger ist?
Für Erwachsene gibt es noch nicht sooo viele Varianten und die Heftigkeit wird durch die Dosierung geregelt.
Nicht jedes Präparat passt zu jedem, Nebenwirungen und so. Allerdings fängt man ja eh mit kleiner Dosierung an, probiert wie es funktioniert und KANN DANN die Dosierung steigern, wenn es zu wenig ist.

Entzug war beim ADHS Medikament nie nötig.
Bei Anti-Depressiva und co kenne ich allerdings die Aussagen, dass sie ausgeschlichen werden sollen

In Kliniken wird er allerdings nicht auf Entzug gesetzt, sondern eher noch mehr mit Medikamenten auf die Höchstdosierung gesetzt (um dann auszuschleichen oder während der Klinik viel zu bekommen und dann in ambulanter Therapie dann auszuschleichen). Kommt natürlich auf die Klinik an.

Warum bist du davon überzeugt, dass er ihm eine Klinik besser helfen kann?
Bei ADHS bei Erwachsenen steckt alles noch in den Kinderschuhen. Bei Kindern würde ich zu einer KinderREHA raten. Diese läuft über Antrag und hat NICHTS mit Psychiatrie oder einweisen lassen zu tun!

Was sagen seine behandelnden Ärzte?!
Wer von seinen behandelnden Ärzten hat die Diagnose ADHS gestellt und wie weit kennt dieser sich mit der Therapie aus? Wer verschreibt ihm das Medikament und in wie weit ist eine Therapie dabei möglich?

Wenn du seine Launen momentan nicht erträgst, wäre eine räumliche Trennung möglich? Vorübergehend?

Gibt es sowas wie Paar-Training? Bei Kindern habe ich erfahren, dass es oft Elterntraining gibt. Damit die Eltern lernen was ADHS bedeutet, wie sie damit umgehen können etc. Nur wenn man die Eltern aufklärt, kann man den Kindern wirklich helfen. Wäre toll, wenn es das auch für Paare gibt.

In welche Klinik würde er denn wollen?
Wann sagt er, dass er in eine Klinik möchte? Von sich aus oder wenn du ihn danach fragst? Hat sein Arzt ihm dazu geraten? Welche Art von Klinik? (Reha, Psychomatische, Psychiatrie, Fachkrankenhaus, Kur, Tagesklinik usw.) Die Unterschiede sind riesig!

Was ist der Unterschied zu vorher?
Sein Verhalten, seine Launen im Vergleich vor der Diagnose (ADHS hatte er ja dann schon), seit der Diagnose, mit den Medikamenten, jetzt ohne Medikamente?

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Danke für deinen Erfahrungsbericht.

ADHS hat der Neurologe diagnostiziert, nachdem ich meinem Mann einen Beitrag hier aus dem Forum gezeigt habe, in dem eine Frau beschrieb, nach 10 Jahren endlich die richtige Diagnose zu haben.

Wir haben dann angefangen zu recherchieren und sehr viele Übereinstimmungen gefunden.

Und zum Glück hatte mein Mann am folgenden Tag einen Termin bei seinem Neurologen, der dann gleich einen Test gemacht hat.

Und er möchte genau da hin, dass er nur das ADHS Medikament nimmt.

Daher der Wunsch nach einer Klinik. Das die anderen Antidepressiva ausgeschlichen werden.

Das es sehr schwer ist eine passende Klinik zu finden, hat uns der Therapeut auch bestätigt.

Es würde wohl nur zwei geeignete Kliniken geben. Genaueres weiß ich leider nicht.

Zu der Frage wie er ohne Medikamente ist? Ganz klar: ein egozentrisches Arschloch. ;-) Reicht das? ;) Er ist Gott, weiß alles, kann alles. Alle anderen sind Loser und können nichts.

Und mit den Tabletten, schaffen es dann doch mal ein paar anerkennde Worte aus seinem Mund. Und ohne Tabletten ist leider seine Gewaltgrenze sehr niedrig.

Im Moment ist es schwer das alles so zu Papier zu bringen. Ich habe einfach zu viele Baustellen.

Danke Euch allen für Eure Meinungen und Ratschläge!