Erschöpfung - Burnout - Depression: wie lange???

Hallo zusammen,

ich brauche einmal ein paar aufmunternde Meinungen und hoffe, ihr könnt helfen.
Seit ca. zwei Jahren ist in meinem Leben alles anstrengender geworden: Job, Kinder, Haushalt, Verpflichtungen - alles wurde zu viel. Dinge, die mir vorher Freude bereitet haben wurden zur lästigen Pflicht, jeder Termin eine anstrengende Herausforderung. Ich habe versucht, alles auf ein Mimimum zu reduzieren und mich dabei selbst vergessen. Nun noch für alle anderen funktioniert. Eigene Hobbies und Interessen habe ich dabei aus den Augen verloren. Bewußt war mir das alles nicht.
Im März hatte ich dann einen Zusammenbruch - es ging nichts mehr. Angstzustände, innere Unruhe, Gedankenkreisen, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit....
Ein angstlösendes Medikament hat mir geholfen, etwas zur Ruhe zu kommen. Ich kann seither einigermaßen schlafen, das ist eine große Erleichterung. Ich befinde mich mittlerweile in ärztlicher und psychotherapeutischer Behandlung und habe as Problem - meinen eigenen Perfektionismus und daraus resultierend eine dauernde Unzufriedenheit -erkannt. Besser geht es mir aber immer noch nicht.

Die letzten Monate waren sehr kräftzehrend, mir fehlt zunehmend die Energie, mich noch zu irgendetwas aufzuraffen, viele Dinge schaffe ich gar nicht.

Ich bekomme Unterstüzung von meinem Mann, meiner Familie, habe mir Freiräume geschaffen. Ich bin jedoch die meiste Zeit arbeiten gewesen. Das strengt mich sehr an, gibt mir jedoch auch Struktur.

Nach so langer Zeit macht sich langsam Hoffnungslosigkeit breit: Wird es jemals besser werden? Werde ich irgendwann wieder Freude am Leben empfinden können?

Wenn man im Internet surft gibt es so viele aussichtslose Fälle. Gibt es jemanden von Euch, der in der gleichen oder ähnlichen Situation war und nun sagen kann, dass es wieder gut geht? Das würde mir Kraft geben.

Liebe Grüße
PoKe

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Hallo,

Ich hatte im Jahr 2013 Panikattacken gefolgt von Depressionen.Nach 2 erfolgreichen Therapien beim Psychologen und viel Disziplin an mir zu arbeiten geht es mir jetzt seit fast 2Jahren richtig gut...ich habe gelernt auf mich zu achten und weiß genau wann ich mal wieder übertrieben habe und es Zeit für eine Auszeit ist!!!

Also ich würde mich als geheilt bezeichnen!!!nur Mut und Geduld und nicht aufgeben...

Lg

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Hallo!
Ich war nach der Geburt (keine postnatale Depression) unseres 4. Kindes irgendwann am Ende. Er war ein Schreikind (hat sich bis fast zum 4. Geburtstag hingezogen), ich hatte natürlich massiven Schlafmangel, KEINE Hilfe (Mann arbeitet meist 7:30-20Uhr), keine Verwandten usw. Ich musste meine SElbstständigkeit aufgeben....

Ich habe schon morgens nur geheult Wollte eigentlich nicht mehr Leben, dachte ich werde nie wieder glücklich.. Nichts hat mehr Spaß gemacht usw.
Mehr würde hier wohl den Rahmen sprengen.

Ich war bei verschiedenen Ärzten. Alle wollten "nur" Antidepressiva verschreiben. Das habe ich abgelehnt, da zeitgleich Symptome wie massive Schwäche, Taubheitsgefühle usw auftraten. Es wurde dann eine perniziöse Anämie festgestellt und ich bekomme seitdem Vitamin B12 Spritzen, jede Woche.Außerdem bekam ich eine Östrogensalbe, die ich seitdem nehme.

So, jetzt kann ich dir nicht sagen, welche der Faktoren ausschlaggebend waren. Aber auf jeden Fall habe ich mich alleine immer wieder reflektiert, es wurde alles irgendwann wieder "heller", ich habe mir, als das Geschreie besser wurde, kurz vor Kinds 4. Geb.Tag. einen neuen Job gesucht (was mir sehr viel Kraft gab und gibt)

Ich bin seit dem Eintritt in meinem neuen Job (November 2015) glücklich und zu Hause läuft es super.

Ich würde dir raten, nicht auf Medikamente und Therapie zu setzen (wollten ALLE Ärzte für mich) sondern etwas Zuhause zu ändern (Job, Kinderbetreuung oä). Etwas was DU schaffst, nicht deinen Focus auf Andere legen, die dir Helfen sollen. Gerade damit steigt auch die Chance nach dieser einen Scheiß-Episode wieder richtig "geheilt" zu sein und es keinen Rückfall gibt!

Alles Gute,
Sportskanone

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Hallo,

ich habe 2011 einen Burn-Out mit Panikattacken und Depressionen gehabt.

Ich habe mich sehr schnell gegen Medikamente und für eine stationäre Therapie entschieden (mit Wochenendbesuchen zu Hause)- so war ich aus dem häuslichen Umfeld und konnte mich komplett auf mich konzentrieren. Ich habe keine Antidepressiva oder sonstige Medikamente genommen.

Es war sehr schwer zum Ursprung meiner Probleme zu kommen- natürlich hatte ich viel um die Ohren mit zwei kleinen Kindern, Vollzeitjob, Ehrenamt und Nachtdiensten + Studium.

Auslöser war etwas ganz anderes, was ich mir lange nicht eingestehen wollte- als ich das Problem erkannt habe und bearbeiten konnte ging es bergauf. Aber das Erkennen hat schon eine Zeit gedauert- man ist so im Alltagstrott, dass es manchmal schwer fällt.

Erst hatte ich Angst vor dem Stigma einer stationären Psychotherapie, aber im Nachhinein war es die Beste Entscheidung die ich treffen konnte.

Ich habe danach noch ein paar Sitzungen bei einer Psychologin gehabt, die mehr sehr geholfen hat.

Insgesamt war ich 4 Monate krank geschrieben. Nach 2 Monaten hatte ich das Schlimmste überstanden.

Bis es mir wieder richtig richtig gut ging hat es ca. 10-12 Monate gedauert.

Seitdem habe ich nie wieder psychologische Unterstützung gebraucht und es geht mir gut und ich bin voll belastbar.

Natürlich ist es bei jedem anders, aber ich möchte Dir Mut machen- ich weiß wie schrecklich Panikattacke sind, aber glaub an Dich, es wird besser!

Alles Gute Dir!

LG
Amelily

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Hi,
das kommt auf viele Faktoren an und welche Erwartungen man (an sich selbst hat)

- wie lange dauert es, bis es zur Hilfe kommt
- wie setzt man selbst die Hilfe um
- wie kann man die Hilfe umsetzen / innere Faktoren, Umfeld
- ist die Ursache abgeschlossen oder wiederkehrend (in Alpträumen oder nach stationärer Therapie geht es zu Hause damit weiter, weil sich die Umstände selbst nicht verändert haben)
- wie gut ist die Therapie / passend zu einem selbst
- gönnt man sich selbst die Zeit des "es geht nur weniger als man selbst möchte" oder startet man sofort wieder in die vollen
- möchte man selbst wieder auf die Beine kommen / setzt man sich dabei selbst unter Druck, gibt man sich auf, gibt man sich die Zeit, die es dauert und anerkennt sich selbst gegenüber die kleinen Schritte auch
- welche Erwartungen hat man an sich selbst: möchte man wieder vollfit werden (dieses über-belastbare, das irgendwann dann doch zu viel war) oder eher ein "halb so fit" ist auch schon viel
- welche Ziele möchte man für sich selbst erreichen? erreichbare, nicht erreichbare
- welche Ressourcen bringt man selbst mit. (Tank leer, Tank ausgetrocknet, Tank marode und leer weil schon öfter mit leerem Tank gefahren, Zucker im Tank, Tank leer aber sonst noch alles ok)
- gibt es Medikamente, die zu einem passen oder viel experimentieren oder keine passenden vorhanden, die falschen Medikamente erwischt
- Ursache und oder Folgen

und vieles mehr

"Die letzten Monate waren sehr kräftzehrend, mir fehlt zunehmend die Energie, mich noch zu irgendetwas aufzuraffen, viele Dinge schaffe ich gar nicht.

Ich bekomme Unterstüzung von meinem Mann, meiner Familie, habe mir Freiräume geschaffen. Ich bin jedoch die meiste Zeit arbeiten gewesen. Das strengt mich sehr an, gibt mir jedoch auch Struktur.

Nach so langer Zeit macht sich langsam Hoffnungslosigkeit breit: Wird es jemals besser werden? Werde ich irgendwann wieder Freude am Leben empfinden können?"

blicke nicht nur auf das, wann es besser werden soll
sondern gestehe dir die Zeit zu, die zum Wiederaufbau benötigt wird.

Hilfe zu bekommen, anzunehmen und vor allem sich innerlich selbst gegenüber zuzulassen sind 3 wichtige Schritte - 3 völlig verschiedene Schritte! ;-)

Was meinst du mit "die meiste Zeit" arbeiten gewesen?
Hättest du die Möglichkeit Stunden zu reduzieren?
Es müsste ja nicht immer gleich das Extrem sein. Vollzeit gibt Struktur und ist sehr viel.
Gar nicht würde u.U. Perpespektiven nehmen (je nachdem wie man selbst empfindet).
Wäre Teilzeit möglich? Das wäre auch weiterhin Struktur und dennoch mehr Zeit für Therapien (ebenfalls Struktur) und Zeit zum Wiederaufbau.

Hast du die Möglichkeit, dir abends selbst zu sagen, was gut gelaufen ist?
Nicht auf das zu konzentrieren, was früher irgendwann mal ging (oder an zu viel zum Burn Out beigetragen hat)
sondern das zu sehen, was JETZT gut läuft, was im Vergleich zu deiner schlimmsten Phase WIEDER geht - und seien es nur Kleinigkeiten. Kleinigkeiten die im Wiederaufbau GANZ große Schritte sind!

Bei Hobbies nicht auf das zu blicken, was du irgendwann mal gern gemacht hast, sondern auf das, was du jetzt gerne tun würdest. Was zu deinen Kräften jetzt passt.
Auch vor meiner Krankheit haben sich Hobbies immer mal wieder bei mir verändert. Bemerkt habe ich es nicht. Automatisch weil ich sie unbewusst angepasst habe, weil ich mich verändert habe.
Bei Krankheit fiel es mir extrem auf. Weil sich ALLES verändert hatte und Hobbies eben greifbar waren.

Ich versuche nicht mehr dahin zurückzukommen, wo ich mal war (immerhin wurde ich ja dann krank), sondern versuche mir NEUES aufzubauen. Hobbies voran, da ich mich selbst auch verändert habe. Es war ein langer Weg! Jetzt versuche ich die guten Seiten meiner Veränderung zu sehen. Zurück zum alten (gewohnten) würde mich ja doch nur frustrieren. Auch wenn mir das Neue Angst macht. Weil es anders ist. Weil ich anders bin (mein Kräftelimit, mein Können)